Band: Caribou
Album: Swim
Mitglieder: Daniel Snaith (Aufstellung der musikalischen Formeln)
Herkunft: Dundas, Ontario, Kanada
Klingt wie: höhere Mathematik – melodisch abstrakt
Der gemeine Mathematik- Student, betrachtet im gängigen Klischee: ein Bilderbuch- Nerd, der Tag und Nacht vor dem heiligen PC kauert und ominöse Dinge tut, wobei er so sehr in ein immerwährendes fieberhaftes Zahlenkoma verfällt, dass jegliche Um- und Außenwelt verschleiert und in Vergessenheit gerät, was den fanatischen Mathematiker zu einer sozial und auch popkulturell eher irrelevanten Instanz macht.
Dass das natürlich ein klein wenig übertrieben ist und dass mathematisch verschachtelter Rückzug in komplizierte Zahlenwelten auch und vor allem musikalisch im Positiven resultieren kann, nämlich in exorbitanter Soundtüftelei, bekommt man derzeit von einigen Musikern eindrucksvoll um die Ohren gesampelt.
Bereits Keiran Hebden, oder sagen wir lieber Four Tet, vereinte kürzlich erneut Mathematik und Musik auf angenehmste Art und Weise. Ebenso tut es jetzt Daniel Snaith, oder sagen wir Caribou, und prompt purzeln wild die Vergleiche. Da wir aber auf die absolute Eigenständigkeit beider Musiker pochen, werden wir an dieser Stelle nicht vergleichen, jedoch verweisen: auf die gleiche Herkunft (Mathematik), den ähnlichen Stil (elektronische, experimentelle Musik) und natürlich die innige Freundschaft beider Künstler.
Widmete sich der Kanadier, der sich ursprünglich Manitoba nannte, vor allem auf seinem letzten Album („Andorra“, 2007) hauptsächlich psychedelischen Experimenten, so fügt er diesen auf „Swim“ additiv eine Dance- Komponente hinzu und erhält eine meisterhafte Lösung aus flirrenden Samples, clubbigen Beats, ungestümen Schlagwerk und heimlichen Pophits.
Kein heimlicher, sondern ein nahezu offensiver Hit und somit ganz und gar nicht repräsentativ für das Album ist „Odessa“, Opener und zugleich erste Single von „Swim“. Ein besserer Einstieg hätte wohl kaum gefunden werden können: der eingängige, vocal-lastige Track nimmt schnell Fahrt auf und treibt an. Direkt hinein in die ausschweifende Soundwelt von Caribou. Was folgt ist ein harmonischer Fluss aus musikalischen Elementarteilchen, die sich zu einem großen Ganzen verweben, dessen Struktur jedoch keinem bestimmten Schema folgt, sondern sich fließend den umherschwirrenden Musikpartikeln (Beats, Samples, Gesangsfetzen) angleicht. „Swim“ ist der Zustand, der die Musik von Caribous neuem Album wohl am besten trifft: anstrengendes Paddeln trifft auf genüssliches Treibenlassen.
Diese Tatsache verleiht dem Album eine herrlich luftige Leichtigkeit, die in Kombination mit der ausgeklügelten Klangmathematik ein homogenes wie einmaliges Hörerlebnis generiert.
Die mathematisch-musikalische Wissenschaft, die Caribou betreibt, ist kompliziert. Ihre musikalische Umsetzung vielfältig. Der Klang, den sie erschafft ist kunstvoll verzweigt, zeitgleich jedoch auch geradlinig. Ihre Botschaft allerdings ist so simpel wie schön: Dance!
Anspieltipps:
- Odessa
- Sun
- Hannibal
- Bowls
- Leave House
- Found Out
Hat das Gleichungssystem gelöst und kann ihre Begeisterung in Worte fassen: Johanna Eisner
Die Bandhomepage:
Und täglich grüßt die Myspace- Page:
http://www.myspace.com/cariboumanitoba
Interview mit Caribou: