Album: The Fool
Band: Warpaint
Herkunft: Los Angeles, California, USA
Mitglieder: Emily Kokal (Vocals/Gitarre),Theresa Wayman (Vocals/Gitare), Jenny Lee Lindberg (Vocals/Bass) Stella Mozgawa (Drums/Keyboards)
klingt wie: ätherischer Shoegaze aus dem Märchenwald
Zugfahrt. Sächsische Wälder im Herbst. Die Gedanken kreiseln. Das Leben im Großen und Ganzen. Ein ewiger Kreis. Sun' s down. Sunday's blue.
Im Ohr: vier junge Damen aus Kalifornien; cool, lässig, natürlich. Ein Name zwischen Bedrohlichkeit und Beschönigung: Warpaint. Gegründet 2004, am Valentinstag, erster Release Ende 2008, eine EP namens Exquisite Corpse, gemixt und gemacht mit John Frusciante. Ein ausgesprochen schönes finster-verschrobenes Kleinod, das bereits große Versprechen machte, die es jetzt zu halten gilt.
Warpaint reichen mir die Hand und nehmen mich mit, hinein in ihre Klangwelt, die so verwunschen ist, wie der herbstliche Wald. Ich habe Angst.
„Tho I'm afraid/I know I'm afraid/I'm drunken and tired/and the city I'm walking/the city I'm walking/it feels like it swallows/with my hand in my pocket/I feel like the shadows“
Es ist dunkel im Wald von Warpaint, kalt und neblig. Die Spuren verwischen, ich verliere sie. Einsam irre ich durch die Finsternis. Hier und da flackert eine spröde Gitarre in der Ferne, hallt ein sanfter Hauch durch die Luft, lockt vorsichtig ein Beat. Die Musik sie scheint weit weg und doch wispert sie ganz nah in mein Ohr: „You speak your fears /Thinking in circles /And checking word nears / Don't think / You live your life like a page /From the book of my fantasy“
Warpaint huschen durch ihre eigenen Klanggebilde wie flatterhafte Feen. Sie sammeln und saugen auf, was ihnen auf ihrer Reise begegnet: fabelhafte Wesen, geheimnisvolle Mythen und vor allem psychedelische Pilze. So stolpern sie sacht durch ihre Songs, spielen mit Dunkel und Licht, irren scheinbar ziellos umher und finden am Ende doch zu einander. Nämlich dann, wenn sie – stets im Finale ihrer Songs - beginnen ihr Geheimnis zusammenzubrauen. Ein Geheimnis aus den Dingen, die sie auf ihren Irrwegen durch die Natur aufgesammelt haben: ätherische Post-Punk-Gitarren, entrückte Gesangsfetzen, verschrobene Klangstrukturen.
Langsam und verträumt bauen sich die Songs auf. Der geheimnisvolle Trunk entfaltet seine Wirkung erst spät, doch die Wirkung ist umso stärker, schöner, wuchtiger. Magie könnte man sagen, wenn man denn bereit ist, sich von den vier Damen mitnehmen und verzaubern zu lassen.
Was nicht schwer fallen dürfte, denn irgendwoher kennt man das Stück Forst, in welches man von Warpaint entführt wird. Beach House haben mich zu Beginn des Jahres schon einmal mit dahin genommen. Allerdings saß man mit ihnen in der behaglichen Hütte und lauschte träge dem Knistern des Kamins. Warpaint hingegen stoßen einen erst hinaus in die Dunkelheit, in der man sich zunächst alleine zurecht finden muss, bevor sie den Weg beleuchten. Der Zauberstab aus Psychedelic, Shoegaze und Post-Punk glimmt als Wegweiser im Dunkel.
Ein Abenteuer also. Musikalische Magie.
The Fool ist ein außergewöhnliches Debüt-Album. Eines, von denen man froh sein sollte, dass sie existieren. Ein Album für den Herbst, die Jahreszeit, die fast ein wenig so ist, wie der Name Warpaint: bedrohlich und schön zugleich.
Anspielen:
- Composure
- Undertow
- Bees
- Warpaint
- Shadows
I am not prepared, I just gotta gotta get there, where am I, why can't I just get it together? Johanna Eisner
Webwald:
http://www.warpaintwarpaint.com/
http://www.myspace.com/worldwartour
Fabelwesen und Pilze:
www.youtube.com/watch?v=7-G6Lrqr_iM&feature=rec-LGOUT-real_rn-1r-7-HM
Dreampop-Girl-Power zum Angucken für die Herren der Schöpfung:
http://www.youtube.com/watch?v=yOFxb0F2F2A
Den Beitrag könnt ihr hier anhören