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Kommentar: Die Sache mit dem Wasser...

Bald finden wieder Wahlen statt in unserem schönen Bundesland. Mit auf den Wahlzetteln steht die erwiesenermaßen rechtsextreme AfD. Nicht selten schüren Kandidaten dieser Partei Ängste, um ihre Ziele zu rechtfertigen. So auch der Bürgermeisterkandidat aus den Reihen der AfD im ostsächsischen Ebersbach-Neugersdorf. Unser Redakteur Bernd lebt seit einiger Zeit in dieser Kleinstadt in der Oberlausitz und hat ein Wahlversprechen des aktuellen AfD-Landtagsabgeordneten und Bewerber um das Amt des Bürgermeisters seiner Heimatstadt Mario Kumpf in einem Kommentar genauer unter die Lupe genommen:

Dieser fließende Brunnen in Neugersdorf gibt reichlich 5 Liter pro Minute und wird schon seit Generationen genutzt. Heute wird er vor allem wegen seines weichen Wassers geschätzt.

Mit dem Wasser ist es wie mit allem: "Zu vill und zu wing is e Ding". Nun hat der Bürgermeisterkandidat aus den Reihen der rechtsextremen AfD das Wasser für sich entdeckt und malt Horrorszenarien von tagelangen Blackouts, Giftanschlägen und Kriegseinwirkungen an die Wand, in deren Folge uns das Trinkwasser ausgehen könnte. Wie wahrscheinlich derartige Szenarien sind, will ich an der Stelle garnicht bewerten, das wäre Stoff für einen weiteren erheiternden Text.

Natürlich hat der AfD-Mann auch schon die passende Lösung für uns Einwohner: Ein Trinkwassernotbrunnen muss her! Und damit wir dem Verdursten bei Krieg, Pestilenz und Terror von der Schippe springen können, sollen wir ihn zum Bürgermeister küren, damit wir diesen Brunnen auch wirklich bekommen.

Doch was ist dran an der Geschichte? Unser Trinkwasser kommt aus mehreren Quellen. Der Stadtteil Ebersbach wird vorwiegend aus dem Wasserwerk an der Klunst mit einer Kapazität von 3500 m³/d versorgt, der Stadtteil Neugersdorf aus dem Wasserwerk Neugersdorf in Oderwitz mit einer Kapazität von 2400 m³/d. Letztgenanntes versorgt auch noch weitere Ortslagen in der direkten Umgebung und somit insgesamt etwa 8000 Seelen mit dem kühlen Nass. Dabei sei angemerkt, dass ein durchschnittlicher Bürger unseres Landes einen Trinkwasserverbrauch von 100 Litern am Tag hat. Man könnte also, vernachlässigt man die Industrie, mit beiden Wasserwerken hypothetisch weit über 50.000 Menschen versorgen. Darüber hinaus sind die Wassernetze mit dem Fernwasserwerksverbund Sdier bei Bautzen verbunden. Da die Systeme mit Notstromaggregaten ausgerüstet sind, könnte selbst bei einem ganz Ostsachsen betreffenden Stromausfall die Wasserversorgung mindestens 72 Stunden, also ganze 3 Tage, aufrecht erhalten werden.

Laut der Internetseite des Herrn Noch-Landtagsabgeordneten säßen wir jedoch bereits nach wenigen Stunden auf dem Trockenen. Da drängt sich mir die Frage auf, ob der Herr Kumpf sich nicht richtig informiert, bevor er irgendwas fordert, oder ob ihm Fakten einfach egal sind. Am Ende ist es gleichgültig was zutrifft, beides wäre bei einem potentiellen Bürgermeister eher nicht förderlich.

Aber kommen wir zurück zum Notfallbrunnen, den wir laut Herrn Kumpf ganz dringend brauchen: In der Sächsischen Zeitung konnte man lesen, dass Herr Kumpf eine Schwengelpumpe auf dem Brunnen installieren will, an der sich die dürstende Bürgerschaft pro Kopf und Tag mit 3 Litern Trinkwasser bedienen könne. Natürlich ist der Artikel in der Presse aus Sicht des Herrn Kumpf ganz furchtbar unfair und irreführend, wie er auf seiner Facebookseite berichtet. Der Darstellung mit der Schwengelpumpe widerspricht er dort aber nicht, also dürfte das seinen tatsächlichen Vorstellungen entsprechen.

Ein Blick in den aktuellen Spreequellboten verrät uns, dass unsere schöne Stadt am Stichtag 15.07.2024 über 11.343 Einwohner verfügt hat. Das ergibt einen täglichen Notfallwasserbedarf von 34.029 Litern. Bei einem handelsüblichen Tag mit exakt 24 Stunden bleiben jedem Einwohner damit etwa 7,62 Sekunden, um das ihm zustehende Wasser zu zapfen. Soweit so die Fakten.

Offen bleibt die Frage, ob jeder Einwohner am Tag von Amtswegen ein etwa 7,6 Sekunden betragendes Zeitfenster zugewiesen bekommt, an dem er sich seine 3 Liter abfüllen kann, oder ob einfach die stärksten als erstes ran dürfen. Weiterhin offen ist, ob jeder selber Schwengeln muss oder ob Herr Kumpf einen professionellen Schwengler an den Brunnen stellen möchte. Wohin soll der Brunnen überhaupt und ist dort Platz um die ganzen Wartenden aufzunehmen?

Aber um mal wieder ernsthaft zu werden: In unserer schönen Stadt verfügen viele Häuser aus altvorderen Zeiten über Brunnen und hinzu kommen öffentlich zugängliche Brunnen, teils fließend, teils mit Schwengelpumpe. Zwei davon befinden sich im Ortsteil Neugersdorf. Würde sich Herr Kumpf in der Stadt auskennen, die er regieren möchte, wüsste er das. Die Schwengelpumpe am Büttnerborn war vor einigen Jahren sogar mal funktionstüchtig und dürfte unseren Gründungsvätern schon als Trinkwasserquelle genutzt haben. Wenige Meter weiter ist ein fließender Brunnen, der schon heute von Vielen wegen seines hervorragenden Wassers als Quelle fürs Kaffeewasser geschätzt wird.

Freilich müsste bei den vorhandenen Brunnen die Wasserqualität geprüft werden und sicher würde vielleicht auch der eine oder andere nicht als Trinkwasserquelle taugen, jedoch verdursten müssten wir auch ohne Kumpfs Brunnenposse nicht! Ich wünsche mir jedenfalls einen bedachten, ehrlichen, professionellen und demokratischen Bürgermeister für unsere Stadt. Einer der Ängste schürt, Vorschläge nicht zuende denkt oder gar die Stadtbevölkerung belügt ist jedenfalls denkbar ungeeignet!

 

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