Und schon wieder wächst auf dem Boden, auf dem das faschistische Deutschland entstand, eine Gesellschaft heran, die wegschaut, wenn Menschen auf Grund ihrer Herkunft, Religion, Sexualität oder einfach, weil sie nicht deutsch genug aussehen, diskriminiert und ausgegrenzt werden. Schon wieder sitzen Faschisten in den Parlamenten und hetzen, schon wieder spielen Konservative die Feinde der Demokratie herunter und schon wieder wird der Hass auf alles Fremde kultiviert und gesellschaftsfähig. Schon wieder wird das Problem klein geredet und als Randphänomen abgetan. Schon wieder ist der Faschismus mitten unter uns und wird von einem bedeutsamen Teil der Deutschen als Alternative zur Demokratie gewählt.
Es reicht nicht, wenn Spitzenpolitiker warme Worte finden und an die mahnende Geschichte erinnern. Es reicht nicht mit bunten Worten und Hashtags Marketingkampagnen für mehr Weltoffenheit voranzutreiben. Es reicht nicht, sich an ein paar Tagen im Jahr medienwirksam der Geschichte zu erinnern und dann wieder business as usual zu betreiben.
Es braucht Bildung, Geld und Taten, um einer weiteren Normalisierung von rechtem Gedankengut entgegen zu treten. Es braucht das Eingeständnis, dass wir nicht mal 75 Jahre nach dem Ende des deutschen Nationalsozialismus ein massives Problem mit rechtem Gedankengut in allen Schichten unserer Gesellschaft haben. Es braucht lauten und starken Widerspruch gegen Rassismus, Nationalismus und Faschismus, wo auch immer sie auftreten.
Der Schwur "Dass Auschwitz nie wieder sei!" fängt nicht erst bei einer Nazi-Mehrheit in Parlamenten an, er fängt gestern, heute und morgen an. Er fängt an bei dir und bei mir, auf der Straße, unter Freunden, im Internet und auch in der Familie - kein Ignorieren, kein Vergeben und kein Vergessen - dafür ist jeder Einzelne von uns verantwortlich. Ein „Das geht mich alles nichts an.“ gilt nicht mehr. Jeder, der Rassismus und Diskriminierung fördert, duldet oder auch nur um des lieben Friedens willen ignoriert, versündigt sich an den Opfern des Holocausts und macht sich mitschuldig an den Verbrechen von morgen.
Nur, wenn wir alle wachsam sind, wenn wir jungen Menschen zeigen, welche furchtbaren Folgen eine Politik hat, die von "uns" und den "anderen" spricht, wenn wir Faschisten ausgrenzen anstatt mit ihnen zu reden und nachzugeben, wenn wir nicht hinnehmen, dass Rassismus und Ausgrenzung Normalität waren, sind und bleiben, nur dann werden wir den Diskurs bestimmen und wirklich dauerhaft dafür Sorge tragen können, dass Auschwitz nie wieder sein wird.