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Summary

Kommentar: Bundestagswahl 2017

Die Bundestagswahl ist aus vielen Gründen nicht leicht zu verdauen. Unser Redakteur Bernd hat die Ergebnisse kommentiert.


Kommentar:

Seit Sonntag habe ich das erste Mal richtig Angst um die Zukunft unseres Landes. Der 24. September 2017 geht als der Tag in die Geschichte Deutschlands ein, an dem es seit der Überwindung des Hitlerfaschismus erstmalig eine rechtsnationale Partei geschafft hat in das deutsche Parlament einzuziehen. Und es war nicht einmal knapp, sodass man sagen könnte, es wäre eine Randerscheinung, nein jeder achte deutsche hat für diese Partei gestimmt. Blickt man nur auf Sachsen ist das Bild sogar noch schlimmer. Hier direkt vor unserer Haustür hat jeder dritte die AfD und damit eine offen ausländerfeindliche und rechtspopulistische Partei gewählt. Die AfD ist in Sachsen die Partei mit den meisten Stimmen; und nein es waren nicht ein paar von der Politik abgehängte und enttäuschte Einzelpersonen, die da waschechte Nazis ins Parlament gewählt haben, nein es waren unsere Nachbarn, unsere Bekannten und vielleicht sogar unsere Freunde und Familienmitglieder.

Ich war nie besonders stolz darauf, Deutscher oder Sachse zu sein, aber ich mochte mein Heimatland. Heute allerdings empfinde ich nur noch Scham und Verachtung. Ich schäme mich zutiefst dafür, aus einem Bundesland zu stammen, in dem in einzelnen Wahlkreisen fast die Hälfte der Wähler eine Nazi-Partei gewählt hat. In unserer multimedialen Zeit kann niemand behaupten, er hätte nicht genau gewusst, wofür diese Partei steht, niemand kann behaupten, es wäre nur Protest gewesen. Jeder in diesem Land wusste genau, wem er da seine Stimme gibt, jeder wusste, dass diese AfD durchsetzt ist von Rassisten, Sexisten und Geschichtsrevisionisten. Unsere Gesellschaft hat nicht nur ein Problem mit rechtsradikalem Gedankengut, sondern sie ist bis in ihre Mitte durchsetzt von nationalistischen und rassistischen Überzeugungen.

Verfolgt man die Reaktionen der Spitzenpolitiker, so hört man Sätze über offene rechte Flanken, die es zu schließen gilt, oder darüber, dass man sich von nun an mehr mit den Positionen der AfD auseinander setzen und rechtliche Normen in Frage stellen müsse. Diese Aussagen verheißen einen weiteren Rechtsruck der neuen Regierung, sie kündigen an, dass man wieder nachgeben will und die Menschenfeinde in diesem Land ihre Ziele erreichen, auch wenn sie nicht an der Regierung beteiligt sind. Anstatt sich einzugestehen, dass Deutschland ein massives Problem mit nazistischem Gedankengut hat und zu überlegen, wie man dagegen ankämpfen kann, wird schon am Wahlabend darüber nachgedacht, wie man wieder auf die Schwächsten, die Schutzsuchenden dreinschlagen kann, um den rechten Pöbel ruhigzustellen.

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wird man nicht Herr, indem man ihnen nachgibt, sondern nur, wenn man ihnen entschlossen gegenübertritt und zeigt, dass sie unbegründet sind. Wenn man zeigt, dass trotz Millionen von Flüchtlingen unser Sozialsystem gestärkt werden kann. Wenn man den Beweis erbringt, dass durch eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Ressourcen alle in Würde leben können, ohne dass die Mittel- und Unterschicht unserer Gesellschaft ständig von Armut bedroht werden. Doch um diesen Beweis antreten zu können, bedürfte es einer konsequenten Umverteilung von oben nach unten. Es bedürfte der Bereitschaft der Politik, bei den Reichen und Superreichen der Gesellschaft einen gerechten Anteil zur Finanzierung unserer Sozial- und Bildungssysteme einzufordern. Es bedürfte einer nachhaltigen Renaissance des Sozialstaates und der Herstellung einer echten Bildungsgerechtigkeit.

Ich fürchte allerdings, mit CDU und FDP in Regierungsverantwortung wird ein solcher Wandel nicht zu machen sein. Ich fürchte, es wird weitergehen mit Klientelpolitik und einlullender innenpolitischer Untätigkeit. Darum habe ich Angst um die Zukunft dieses Landes!

Audiokommentar

 

 

Bald finden wieder Wahlen statt in unserem schönen Bundesland. Mit auf den Wahlzetteln steht die erwiesenermaßen rechtsextreme AfD. Nicht selten schüren Kandidaten dieser Partei Ängste, um ihre Ziele zu rechtfertigen. So auch der Bürgermeisterkandidat aus den Reihen der AfD im ostsächsischen Ebersbach-Neugersdorf. Unser Redakteur Bernd lebt seit einiger Zeit in dieser Kleinstadt in der Oberlausitz und hat ein Wahlversprechen des aktuellen AfD-Landtagsabgeordneten und Bewerber um das Amt des Bürgermeisters seiner Heimatstadt Mario Kumpf in einem Kommentar genauer unter die Lupe genommen:

Als weltoffener und um Selbstreflexion bemühter Mensch ist es mir – egal, wie unzufrieden ich mit der aktuellen Politik auch sein mag – völlig unbegreiflich, wie man auf die Idee kommen kann, dass eine rassistische und rechtsextreme Partei wie die AfD auch nur im Ansatz eine Alternative sein kann.

Chemnitz trägt seit langem einen ganz besonderen Titel: Größter Regionalbahnhof Deutschlands! Nun, das ist nichts auf das man stolz sein könnte, denn immerhin ist mit diesem zweifelhaften Titel die Abkoppelung von etwa 1,2 Millionen Menschen in der Region vom Fernverkehr verbunden, aber immerhin, es ist ein Titel. Weil seit kurzem ein neuer Titel, nämlich der der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 hinzugekommen ist, bleibt für den alten Schmuddel-Titel, den man immerhin schon seit 2006 trägt, kein Platz mehr.

Sachsen ist derzeit das am schlimmsten von der Corona-Pandemie gebeutelte Bundesland. Anlässlich der Verlängerung des Lockdowns bis Anfang Februar interviewte die Chemnitzer „Freie Presse“ den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Unser Redakteur Bernd hat die umstrittenen Aussagen des Regierungschefs kommentiert.

Schon vor der Eröffnung des Kunstfestivals GEGENWARTEN | PRESENCES haben einige Künstler mit ihren Beiträgen kontroverse Diskussionen ausgelöst. Einer der am heftigsten kritisierten Beiträge ist der des Peng! Kollektivs unter dem Titel "Antifa - Mythos und Wahrheit". Die Kommentatoren überschlagen sich regelrecht in ihren Anfeindungen und offenbaren damit, dass Peng! ins Schwarz-Braune getroffen hat.