In "Trifilij, seine Frau Tatjana und seine Töchter, Marseillaise und Felitsata" von Helene Yalden begleiten wir eine sowjetische Familie in Form kleiner Geschichten durch fast ein ganzes Jahrhundert hindurch. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts werden wir Zeugen historischer Ereignisse aus Sicht der Familienmitglieder und erfahren an diesem Beispiel, wie sehr die Geschichte und vor allem die Erfahrungen der Vorfahren auch die eigene Wahrnehmung der Welt formen.
Die Episoden sind wie direkt aus der Erinnerung gepflückt und bilden ein fließendes Gesamtbild einer realen Familie in der Sowjetunion im Verlauf einer sehr komplexen historischen Epoche.
Diese vielen Einblicke in das ganz normale Leben im Laufe der Zeit werden von einem sachlichen Schreibstil getragen, der aber von großer Sanftheit und Wärme durchdrungen ist. Wir erfahren natürlich, wie die Familienmitglieder zu ihren ungewöhnlichen Namen gekommen sind, wie Revolution und Bürgerkrieg in die Familie wirkten, wie Stalin und die Zeit danach sich niederschlugen. Trifilijs Töchter bewahrten die Geschichten des Vaters, sodass Helene Yalden sie in ihrem Buch erzählen kann, und ebenso werden die Leben von Marseillaise und Felitsata bis fast in die Gegenwart beleuchtet.
Das Buch setzt sich dabei aus drei Teilen zusammen: Helenes Erinnerungen, denen ihrer Mutter und denen ihrer Tante.
Beim Lesen bekommt man das Gefühl, die Familie tatsächlich persönlich ein bisschen kennenzulernen und die Einblicke in das Leben in der Sowjetunion liegen ganz natürlich jenseits der weltgeschichtlichen Zahlen, Daten und Fakten, die wir aus dem Geschichtsunterricht kennen.
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