Radio UNiCC
Jetzt bei Radio UNiCC

Summary

Ian McEwan: Die Kakerlake

Wenn die Politik kafkaeske Züge trägt, kann ein Schriftsteller nur eines: Sie in bissige Satire verwandeln. Mit "Die Kakerlake" macht Ian McEwan genau das.

Buchcover von Ian McEwan: Die Kakerlake

Wenn die Politik kafkaeske Züge trägt, kann ein Schriftsteller nur eines: Sie in bissige Satire verwandeln. Mit "Die Kakerlake" macht Ian McEwan genau das.

          "Als Jim Sams, klug, doch beileibe nicht tiefgründig, an diesem Morgen aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in eine ungeheure Kreatur verwandelt."

Aus der Kakerlake wurde ein Mensch, doch nicht irgend einer, sondern der britische Premierminister, und er trat an, den Willen des Volkes durchzusetzen – mit allen Mitteln. Leichtfüßig und abgründig, bitterböse und amüsant zugleich nimmt McEwan die Politik meisterhaft aufs Korn. Da erkennt die Kakerlake den einen Vorteil des Menschen an:

          "Ein opponierbarer Daumen war gar keine so üble Idee. Aufstrebende junge Arten wie der homo sapiens hatten manchmal durchaus nützliche Weiterentwicklungen zu bieten." (S. 79)

und hinterfragt ganz nebenbei auch die Politik des US-Präsidenten auf so elegante wie zielsichere Weise.

           "Die Kakerlake" ist kurzweilig und überragend und vermag es, dem politischen Geschehen nicht nur Großbritanniens ein schiefes, doch herzhaftes Lachen ob ihrer Irrationalität entgegen zu werfen.

Ian McEwan "Die Kakerlake" erschien 2019 bei Diogenes.

Audiobeitrag

Ein tolles Buch über die erste Liebe ist zuerst als Webcomic erschienen: Alice Oseman hat mit "Heartstopper" ein Werk geschaffen, das einfach genau richtig ist: Die langsame Entwicklung der Charaktere und v.a. der Beziehung von Charlie und Nick ist so realistisch, so gesund und schlicht schön dargestellt, dass es zu einem richtigen Wohlfühlbuch wird. Der Zeichenstil ist sanft und minimalistisch, was die Bilder umso ausdrucksstärker macht.

Der Klimawandel macht uns allen deutlich: Veränderung ist notwendig, um in Zukunft gut leben zu können – und vielleicht auch, um überhaupt eine Zukunft für die gesamte Menschheit zu haben. Aber ist das den Staaten der Erde bewusst? Handeln sie danach? Oder gibt es vielleicht auch andere Akteure, denen zuzutrauen ist, einen echten Einfluss zu nehmen? Das Jahrbuch Ökologie widmet sich in Aufsätzen von mehr als 40 Autor:innen einer solchen Akteursgruppe: den Städten.

Was wissen wir vom Leben in der Sowjetunion? Also, nicht von den historischen Ereignissen, sondern vom ganz normalen Leben? Nicht viel, oder? Aber das lässt sich ändern.

Viele Begriffe für das weibliche Geschlechtsorgan sind ja vor allem verniedlichend, diffus oder abwertend. Aber warum eigentlich? Geht es nicht auch anders? Es geht! Nämlich wertfrei, in präziser Sprache, und damit genau richtig, um sich der Thematik ohne Unsicherheiten zu nähern.

"Debbie geht nicht gerne unter Leute. Sie schreibt lieber Textnachrichten als zu telefonieren und steht auf Partys immer abseits. Ein perfekter Tag ist für Debbie, wenn es draußen regnet und sie mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa liegen kann. Natürlich fragt sie sich, ob etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie ist eben einfach glücklich mit sich selbst. Und mit Jason, der sie so akzeptiert, wie sie ist. Auch ohne viele Worte. Was soll daran verkehrt sein?"