So weit, so gut. Er hat Angst vor dem Erwachsenwerden, vor dem Entscheidungentreffenmüssen, vermutlich vor dem Leben selbst, dem Alltag und dem Ende. Also schließt er einen Pakt mit einem entfernten Bekannten: In sieben Nächten je eine Todsünde begehen und darüber schreiben. Zwischen sieben Uhr abends und sieben Uhr morgens muss es jeweils erledigt sein.
So sieht die Prämisse von "Sieben Nächte" aus, einem Buch, in dem ich immer wieder auf interessante, auch tiefgründige oder poetische Passagen gestoßen bin, und mit dem ich dennoch nicht recht warm werden konnte. Ich kann nicht einmal beschreiben, warum. Es ist, jedenfalls für mich, ein sonderbares Buch. Stellenweise an der Schwelle zum Irritierenden, und irgendwie auch ein wenig enttäuschend. Ich sehe den Anspruch, ein Coming-of-age Werk zu sein, mir fehlt jedoch die Entwicklung, und ein wenig auch der Erkenntnisgewinn, den es zu versprechen scheint. Vielleicht bin ich aber auch einfach bereits zu alt.
In jedem Fall ist es ein anderes Buch – anders als die meisten, die ich bisher gelesen habe.
Und so schließe ich diese Rezension anders als üblich – mit zwei Auszügen aus dem Buch:
"Seltsam, wie die Gedanken kommen und gehen. Wie sie aus Knäueln von Staub hervortreten, kurz Form annehmen und dann wieder zu Schatten werden und verschwinden." (S. 64)
"Auf der anderen Straßenseite kann ich schon die Geister sehen, wie sie um meine Zukunft würfeln." (S. 129)
Simon Strauss "Sieben Nächte" erschien 2018 im Aufbau Verlag (Aufbau Taschenbuch).