CD1, die die Band Damnation (Verdammnis) genannt hat, zeigt Judas als den Verräter von Jesus Christus. CD2, Salvation (Erlösung), präsentiert die Gegenseite, in der Judas als Erlöser von Jesus gesehen wird.
Das Thema des Albums ist sehr spannend und es passt wohl besser zum Bandnamen als jedes vorherige Lord Of The Lost Album. Dennoch sieht sich die Band, wie sie selbst sagt, nicht als christlich an, sondern als agnostisch. Die Albumproduktion habe nach eigenen Aussagen der Künstler neun Monate in Anspruch genommen und habe viel Zeit der Recherche beansprucht. Erstmalig arbeiten die Hamburger mit einem Leitmotiv, was sich durch das ganze Album zieht und ein stimmiges Bild abgibt. Die Band ist mit diesem Album wieder etwas softer geworden, als beim Vorgänger Thornstar, aber eben mindestens genauso atmosphärisch. Auch die Chöre, die immer wieder auftauchen, wie beispielsweise bei Born With A Broken Heart, lassen den Hörer in eine längst vergessene Zeit eintauchen. Ich finde das Album ist ein ziemlich guter Mix aus den letzten Alben von Lord Of The Lost. Die verschiedenen Klangwelten, darunter das Galaktische von Empyrean, das Apokalyptische von Thornstar und das Magische einiger dunkelromantischer Songs von Die Tomorrow ist hier zu einem verschmolzen. Judas ist sehr vielseitig. Man hofft, leidet und sehnt mit Judas mit. Die Songs transportieren die Inhalte und Gefühle ziemlich stark und ich habe teilweise ein echt schweres Gefühl auf dem Herzen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich finde, dass das Album gesanglich und lyrisch eine Steigerung ist, wobei die letzten Longplayer ebenfalls sehr hochwertig waren. Einzig die Anzahl der Songs ist meiner Meinung nach zu kritisieren, da sich ein paar Lückenfüller-Lieder eingeschlichen haben. Statt 24 Songs hätte ich persönlich nur 16 gebraucht. Von mir bekommt Judas 8/10 Punkten.
CD1:
Damnation beginnt sehr stark mit den beiden Krachern Priest und For They Know Now What They Do. Wie Sänger Chris bereits im Interview mit UNiCC erzählte, habe sich die Band sogar mit Sprachwissenschaftlern zusammengesetzt, um die Texte möglichst realistisch und in Alt-Englischer Sprache zu verfassen. Your Star Has Led You Astray ist ebenfalls ein stimmiger Song, der gut hineinpasst und irgendwie eine angenehme Hymne ist. Born With A Broken Heart hat eine eingängige Melodie und changiert zwischen leisen, gefühlvollen und kräftigen Tönen. The 13th ist ein wenig trauriger, man spürt die pure Verzweiflung des Judas. Es geht um den 13. Jünger, der immer im Schatten von Jesus bleibt. Auch hier finde ich den Song sehr stimmig. Mein absoluter Lieblingssong ist jedoch In The Field Of Blood. Er gibt mir ganz merkwürdige Die Tomorrow Vibes (Heart For Sale, From Venus To Mars, Never Let You Go). Man leidet mit dem Piano am Anfang schon richtig mit. Gefolgt wird der Song von 2000 Years A Pyre und ich kann mich fast nicht entscheiden, welchen Song ich stärker finde. Beim ersten Mal hören hat mich die Zeile „It’s you, it’s me, it’s us, it’s us against the flood“ so gecatcht. Mega! Hier würde ich mir, ähnlich wie beim Vorgängersong, ein paar interessantere Drums in den Strophen wünschen. Aber insgesamt ist der Song einer der stärksten des Albums. Ruhiger wird es mit Death Is Just A Kiss Away. Hier arbeiten die Hamburger mit echter Orgelmusik und das Leitmotiv ist wieder sehr prägnant. Das Lied sticht auch heraus. Auch Chris‘ Stimme kommt hier mega zum Vorschein, fast so geil wie im Song Amber von der letzten Scheibe. Ich möchte hier auch folgende Lyrics kurz wertschätzen: „Now there’s one sun and there is one moon, dear | And whichever God’s the one for you | Just remember that the one you choose here | Makes enemies, no matter who.“ Auch der Chor am Ende ist mega. The Heart Is A Traitor kommt etwas härter rüber, als die vorherigen Songs. Er gibt mir Groove Metal Vibes, aber ich vergesse schnell wieder, wie er klingt. Euphoria erinnert mich an einen schwerelosen Flug im Weltall, wird aber auch kein Favorit. Be Still And Know und The Death Of All Colors sind Songs, die nicht so hervorstechen und fast schon ein wenig unbedeutend sind.
CD2:
Salvation beginnt mit The Gospel Of Judas, einem der härteren Songs auf der Platte, der aber ganz geil ist. Mit Viva Vendetta verbindet mich eine Hass-Liebe. Wahrscheinlich weil es so ein Ohrwurm ist, ich ihn aber eigentlich nicht so toll finde. Argent punktet schon durch den Frauengesang am Anfang und ist ein geheimer Hit der zweiten CD. The Heartbeat Of The Devil ist eher schwächer meiner Meinung nach. Andere Songs, wie der darauffolgende And It Was Night stehlen ihm definitiv die Show. And It Was Night ist für mich das beste Lied auf Salvation. Auch hier bekommt man wieder typische LOTL Vibes. Er berührt mich sehr und die Lyrics sind so schön. Kaum zu glauben, dass der Song eigentlich für einen anderen Künstler geschrieben wurde. Er ist ein perfekter LOTL-Song. Iskarioth zählt auch zu den stärkeren Songs auf CD2 für mich. Der Text ist anspruchsvoll und die Gitarren sind auch ziemlich cool. My Constellation ist wieder sehr emotional, aber catcht auch nicht so sehr, ich weiß aber nicht woran es liegt. So geht es mir auch bei The Ashes Of Flowes, A War Within, A World Where We Belong, Apokatastasis und Work Of Salvation. Insgesamt finde ich CD2 etwas schwächer als CD1. Aber auch hier sind einige Knaller versteckt.
Lord Of The Lost sind und bleiben eine geile Band, die sich stänig weiter entwickelt und künstlerischen Anspruch hat! Judas ist wieder ein sehr gelungenes Album mit geilem Artwork, geilem Merch und hoffentlich auch geiler Liveshow. Hört rein.
Tracklist:
CD1: Damnation:
1. Priest
2. For They Know Not What They Do
3. Your Star Has Led You Astray
4. Born with a Broken Heart
5. The 13th
6. In the Field of Blood
7. 2000 Years a Pyre
8. Death Is Just a Kiss Away
9. The Heart Is a Traitor
10. Euphoria
11. Be Still and Know
12. The Death of All Colours
CD2: "Salvation"
1. The Gospel of Judas
2. Viva Vendetta
3. Argent
4. The Heartbeat of the Devil
5. And it Was Night
6. My Constellation
7. The Ashes of Flowers
8. Iskarioth
9. A War Within
10. A World where We Belong
11. Apokatastasis
12. Work of Salvation