Band: Architecture In Helsinki
Album: Places Like This
Mitglieder: Cameron Bird , Jamie Mildren, James Cecil, Sam Perry, Gus Franklin, Kellie Sutherland
Herkunft: ursprünglich Melbourne, z.Z. auf der ganzen Welt verstreut
Eines vorweg: Nein sie kommen nicht aus der Hauptstadt Finnlands und mit Architektur haben sie im engeren Sinne genauso wenig zu tun, wie mit dem, durch Sepp Maier in den Medien kolportierten, Kalauer (Was heißt Sonnenuntergang auf finnisch? – Hel-sinki!!! Kratzkratz, haben wir alle gelacht, ne).
Die Geschichte von Architecture In Helsinki beginnt Ende der 1990er in einer Schülerband namens „The Pixel Mittens“ in einer australischen Kleinstadt. Mitglieder der Combo waren die befreundeten Cameron Bird, Jamie Mildren und Sam Perry. Die Drei hatten irgendwann genug vom Kleinstadtleben und gingen nach Melbourne um sich dort musikalisch zu verwirklichen. Nach wenigen Monaten trommelten sie ein paar Freunde zusammen, mit dem Ziel gemeinsam aufzutreten. Aber erst, als sich Cameron wenig später eine E-Gitarre zulegte und mit James Cecil ein Schlagzeuger und in Kelli Sutherland eine Klarinettistin zur Band stießen, bekam das Projekt erste handfeste Konturen. Architecture In Helsinki war gegründet.
Das Debüt „Fingers Crossed“, welches 2002 erschien, wurde zu einem Achtungserfolg in Nordamerika und dem Vereinigten Königreich. Schon dieses Album brachten ihnen Touren mit David Byrne und Belle & Sebastian ein. Doch erst drei Jahre später kam mit „In Case We Die“ der große Durchbruch. Auf diesem Album verbinden AIH Folkpop mit einer gewissen Punkattitüde und einer unzählbaren großen Menge von illustren Instrumenten, wie z.B. Fagott, Xylophon, Melodikas, Maschinensägen und Winkelschleifern.
Nun also ihr Drittling. Und es hat sich einiges verändert. Aus den ursprünglich acht Mitgliedern sind nur noch sechs übrig. Die Trennung erfolgte, wie alle betonen einvernehmlich. Und Cameron Bird, man kann ihn als den Anführer dieser Clique titulieren, zog nach New York, genauer gesagt in das Künstlerviertel Williamsburg. Der Austausch mit den anderen, welche in Australien blieben, erfolgte über Instant Messengers.
Kommen wir nun zurück zum Bandnamen. Denn AIH haben schon etwas mit Architektur zu tun. Denn sie haben wieder etwas entworfen, welches von außen sehr bunt anmutet. Es sieht futuristisch aus. Es wurde in die Höhe gebaut, weil es immer mehr Menschen auf der Welt geben wird. Kernstück ihres Projektes ist ein Erlebnispark mit seinen erholsamen Grünflächen in mitten der hektisch fortschreitenden Stadt.
Was macht man zuerst, wenn man einen Erlebnispark betritt? Natürlich, außer sich kindlich zufreuen. Genau. Man schaut sich die Übersicht über alle Fahrgeschäfte und springt hippelig Hin -und Her („Red Turned White“). Nachdem man jetzt weiß, wo alles sich befindet, geht’s los. Und natürlich zu erst mit der Achterbahn, welche ihre Loops in karibischer Umgebung vollführt („Heart in Races“). Trommelnd schlägt mein Herz danach. Einmal Adrenalin im Blut geht’s weiter zur Zentrifuge. Ich wollt noch was sagen, doch es war zu verzehrt, um verstanden zu werden („Hold Music“). Ich kann nicht mehr geradeaus laufen, geschweige denn gerade stehen. Ruhe wird mir gut zu Gesicht stehen. Ich geh zum Stand, wo man sich im günstigsten Fall seine Kuscheltiersammlung vergrößern kann. Die grellen Sirenen ertönen („Feather in a Baseball Cap“). Ich hab doch tatsächlich etwas gewonnen. Eine Baseballkappe. Na toll. Ich hatte mich erholt und ging weiter zur Wikingerschaukel. Es so ein tolles Gefühl, wenn es im Bauch anfängt zukribbeln und das allmählich steigernde kollektive Anschwellen der Endorphine zum Ausbruch kommt („Like it or not“). Der nächste Anlaufpunkt war das übergroße Trampolin, wo man so herrlich in langsamen Stakkato Freudensprünge zum Besten geben kann („Debbie“). Danach knurrte der Magen. Die nächstgelegende Verpflegungsstätte wurde angesteuert. Dort fläzte ich mich an die Bar. Das war ein Fehler von mir. Ich war so vollgefressen, dass ich nichts mehr fahren wollte, sondern nur noch faul herumlungerte („Lazy“). Ich schlenderte zum Ausgang und erlebte dort noch die abschließende Parade der Parkmaskottchen („Same old Innocence“). Glücklich entschwand ich im Dickicht der Großstadt und sagte in mich murmelnd: „Schön das es solche Plätze, wie diesen Erlebnispark gibt.“
Fazit: Festzustellen ist, dass auf diesem Album der Umzug von Sänger und Texter Cameron nach New York verarbeitet wurde. Es nicht mehr so folkpoppig, sondern mehr elektronischer. Die Bläser rücken in den Hintergrund, denn jegliche Form von Trommeln ist der Hauptbestandteil des Albums. Was beibehalten wurde ist die Unberechenbarkeit von AIH. Ihre wahnwitzigen Brakes in 4/5 ihrer Lieder lassen ihre Musik zu einer Einzigartigkeit emporsteigen. Der einzige Kritikpunkt ist die Kürze des Aufenthaltes im futuristischen Erlebnispark.
Besonders Live ist AIH eine Wucht. Ein Sammelsurium von herumtollenden Musikern, welche ständig ihre Instrumente untereinander austauschen, mit der Begründung das immer das gleiche Instrument zuspielen langweilig wäre. AIH wollen keine typischen Rockband sein, sondern alles durcheinander schmeißen. Sehr schön.
Anspieltipps:
- Red Turned White
- Heart In Races
- Like It Or Not
- Same Old Innocence
- Feather In A Baseball Cap
- Hold Music
http://architectureinhelsinki.com/
http://www.myspace.com/aihmusic
War oft als Kind in Erlebnisparks: Constantin Muhs
Der Rundgang durch den Erlebnispark zum nachhören.