Chloroform ist eine farblose, nicht entflammbare, flüchtige Flüssigkeit von süßlichem Geruch. Die Dämpfe verursachen Bewusstlosigkeit und heben die Schmerzempfindung auf. Wegen der toxischen Wirkung auf Herz, Leber und andere innere Organe wird Chloroform heute aber nicht mehr als Narkosemittel angewendet. Es steht außerdem unter Verdacht, krebserregend zu sein.“ (Definition laut Wikipedia)
Jetzt hat man das Mittelchen also wieder herausgekramt. Und, ehrlich gesagt, die drei Personen, die es dem nichts ahnenden Publikum mittels Schallwelleninjektion verabreichen wollen, sehen nicht wirklich so aus als könnten sie damit verantwortungsbewusst umgehen... Drei in Müllabfuhrgewändern gehüllte Norweger, die nur darauf warten, dass du den ersten Schritt wagst. „Komm schon! Drück die ‚Play’-Taste! Es soll dein Schaden nicht sein!“ Und dann ist es geschehen.
Keine Angst! Einschlafen ist wirklich das Letzte, was einem bei „Cracked Wide Open“ passieren wird. Nein, nein! Man verharrt hellwach dabei! Narkose ... wer braucht das schon?! Auf dem Trommelfell des Probanten tanzen und rocken Schlagzeuger Borge Fjordheim, Bassist Oyvind Stroresund und Sänger John Kaada, der bei Bedarf noch auf zwei Keyboards rumhämmert. Irgendwoher kommt dann meistens noch eine leicht verzerrte Gitarre – ist ja auch egal woher.
Wie man an den Namen schon erkennen kann, kommen Cloroform aus Norwegen. Der nordisch skandinavische Einschlag ist auch unverkennbar. Das fängt schon beim Artwork der Scheibe an. Auf der Rückseite fällt einem sofort ein altbekanntes Markenzeichen norwegischer Musik auf: die Gasmaske (Wer damit nichts anfangen kann, der sollte mal schnell auf diesen Link klicken). Es gibt also eine unverkennbare Analogie zu Kaizers Orchestra. Kein Wunder, denn der Bassist spielt eben bei beiden Bands.
Auch der Sound bleibt davon nicht unbeeinflusst. Klingt nach einer Mischung aus Kaizers Orchestra und Quit Your Dayjob. Völlige Eigenständigkeit erlangt Cloroform aber spätestens durch Sänger Kaada, der mal schreiend, mal jammernd den jazzigen Kontrabass und das außer Rand und Band geratene Schlagzeug begleitet.
Die Mischung zwischen schnellen Punkansätzen und smoothen Jazzmotiven begeistert die Norweger schon lange, denn Cloroform haben schon vier Vorgängeralben auf dem Markt. Nun also der Schritt über die Ostsee. Es wurde aber auch Zeit! Diese neuartigen, laschen Narkotika hatten bei mir sowieso schon keine Wirkung mehr – her mit dem
C(h)loroform, am besten gleich die doppelte Dosis!
Jazziges Cloroform an der Punkstelle zapfend: Sebastian Schlegel