Blitzen Trapper - Furr
Zurück zur wilden Mutter Natur. Der Soundtrack meines Kalifornienaufenthaltes. Während Bon Iver sich zur Inspiration in eine Berghütte zurückzieht, reisen Blitzen Trapper quer durch das Land. Die dabei gewonnenen Eindrücke verarbeiten sie auf diesem Album. Hier spürt man eine Faszination mit dem eigenen Land, die weit über Patriotismusfloskeln hinausgeht. Hier werden kontroverse Geschichten geschrieben, die schließlich in treibenden Bluesstücken, Folksongs, Balladen oder glamourösen Rocksongs musikalisch umgesetzt werden. Der Titelsong Furr ist eine der besten Singles dieses Jahres und erinnert an den jungen Bob Dylan. Wer gerne folklastige Musik hört, die Geschichten erzählt ohne dabei angestaubt zu klingen, der sollte dem Plattenladen seines Vertrauens einen Besuch abstatten.
Fabian Wörz
Kyte – Kyte
Postrock war in diesem Jahr präsent wie kaum eine andere Musikrichtung. Wie bei der Brit-Pop-Welle im Vorjahr fanden sich dabei sehr viele Nachahmer, die nur auf der Erfolgswelle reiten wollten.
Nicht so Kyte: Sie brechen die inoffizielle Vereinbarung, beim Postrocken auf den Gesang zu verzichten. Und das in Perfektion. Glasklarer Gesang, minutenlange Instrumentalpassagen, ohne Ausbrüche - dafür fast schon kitschige gefühlsauslösende Klänge, die zu Tränen berühren.
Christian Laude
Hadouken! - Music For An Accelerated Culture
Ihr Name entstammt einem Videospiel – ihr Electrosound würde sich hervorragend in eines einreihen. Obwohl ihre Songs en bloc keineswegs bunte Raketen und drollige Spielehelden untermalen könnten. Beat und Vocals peitschen durchs Album, stacheln an, wühlen auf und treiben hemmungslos. Zurückhaltung fällt flach. Hadouken!'s außergewöhnlicher Indietronic-Nu Rave-Sound existiert zwar gerade mal seit 2006, lieferte aber schon zu Beginn des Jahres 2008 einen Longplayer, in dem es keinem Song an Leidenschaft und Großartigkeit fehlt. Music For An Accelerated Culture – keine dümpelnden Beats, sondern beschleunigte Tracks für die rastlose Kultur unserer Zeit.
Yvette Wenzel
Pen Expers – Baby’s Gone Straight
Die Musikmetropole Schweden beweist wieder einmal ihre Kompetenz und präsentiert uns die fünf Herren der „Pen Expers“. Düsterer Postpunk-Pop mit Nick Cave’ischer Stimme. Hört sich kompliziert an – ist es jedoch überhaupt nicht! Musikalisch spürbar an alte Traditionen angeknüpfend stehen Melancholie und Weltschmerz ganz oben auf der lyrischen ToDo List. Zumindest mir fiel es beim hören der neuesten Platte „Baby’s Gone Straight“ einfacher den je, dieses als meine leider „Nicht CD der Woche“ zu kühren.
Christin Gäbel
Foals - Antitodes
Believe the Hype! (Denn es kommt vor, nicht oft zwar, aber ab und zu zumindest, dass er Recht hat). Math – Rock! Afro – Beats! Nu Rave! (Und dann auch noch ein Saxophon! Disco???) Die Foals aus Oxford sind irgendwie alles davon. Und gleichzeitig auch wieder nicht. Denn für die virtuosen, staccatoartigen Gitarrenlinien, die filigran ineinander fließen und sich zusammen mit atmosphärischen Synthieflächen und unruhig zuckenden Beats zu einem Klangteppich von faszinierender, gar fiebriger Eindringlichkeit verweben, muss erstmal eine eigene Schublade geöffnet werden. Energisch, melancholisch, stets nervös tänzelnd, so kommt ihr Debüt-Album daher. Deshalb gilt: Hype hin, Hype her, Schublade zu: am Ende ist`s einfach nur wunderbar explosiver Pop. Peng!
Johanna Eisner