Band: Foals
Album: Total Life Forever
Mitglieder: Yannis Philippakis, Jack Bevan, Jimmy Smith, Edwin Congreave, Walter Gervers
Herkunft: Oxford, UK
Klingt wie: Die Überwindung der Mathematik
‘forget the horror here, forget the horror here, leave it all down here, it´s future rust and then it´s future dust’ – spanish sahara –
Ein heller Aufschrei der positiven Entrüstung erklang 2008 aus allen vor Erstaunen geöffneten Mündern der internationalen Musikpresse, als Foals ihr Debüt ‚Antidotes‘ veröffentlichten. Vom Discosound des neuen Jahrtausends bis hin zur erfolgreichen Verletzung sämtlicher Genrekonventionen: an überschwänglicher Lobhudelei wurde nicht gespart. Zurecht. ‚Antidotes‘ ist das Fohlen der Foals: Gerade erst geboren, strotzt es nur so vor postnataler Lebendigkeit und infantilem Tatendrang, stolpert dabei immer wieder gewollt, um vorwärts zu kommen. Laien sagten: hektisches Gitarren-Elektro-Gefrickel. Rezensenten schrieben: systematischer Math-Rock mit treibenden Afro-Beats, verkopfte Musiktheorie für die Tanzfläche. Ganz egal, mit welchem Signifiant man eher sympathisiert, letztlich verweisen alle auf ein und dasselbe Signifié: die unantastbare Monopolstellung des Foals-Sounds.
Soviel zur diskografischen Genese.
Mit ‚Total Life Forever‘ erscheint nun das Zweitlingswerk der Briten, an das automatisch immer die größten Erwartungshaltungen geknüpft sind. Dass Foals von der Devise ‚Never Change A Running System’ nicht viel halten, wird bereits beim Opener ‚Blue Blood‘ deutlich. Vom Kopf zum Herz, so beschreiben die Protagonisten selbst ihre musikalische Metamorphose. Nachdem man sich auf ‚Antidotes‘ ausgiebig mit der Vertonung von Integralrechnung beschäftigt hat, werden auf ‚Total Life Forever‘ die anderen Dimensionen höherer Mathematik integriert: Geometrie, Räumlichkeit, Mengenlehre. Besonders das zweitgenannte Teilgebiet wird perfektioniert. Die kurzatmige Oberflächlichkeit von ‚Antidotes‘ (die für die enorme Tanzbarkeit sorgte) verkehrt sich auf der aktuellen Platte in infinite Tiefendimension. Tracks wie ‚Black Gold‘ und ‚After Glow‘ sprengen die 6-Minuten-Grenze und erzeugen eine omnipräsente Atmosphäre voller Anmut, Grazie und Perfektion. Die Vorab-Single ‚Spanish Sahara‘ bildet dabei das Zentrum von ‚Total Life Forever‘, um das die restlichen Tracks in elliptischen Bahnen kreisen. Kein anderer Song des Albums hat einen solchen 360°-Blick, der Begriffe wie Tiefe, Breite, Höhe, Weite, Nähe, Distanz und Dichte neu definiert.
Mit ‚Miami‘ und ‚This Orient‘ lassen sich dennoch die Foals-typischen mathematischen Grundrechenarten erkennen. Detaillverliebter Rhythmus plus einvernehmliche Melodie mal sophisticated lyrics durch punktuell ausarrangierte Extasen minus überflüssige Überinstrumentierung und Pompösität ist gleich unverwechselbarer Tanzflächencharakter.
Fazit: Foals verlassen ihr Terrain zwar nicht gänzlich, erfinden sich aber dennoch neu. Die Briten besitzen das goldene Gen der Wandlungsfähigkeit, das heutzutage so notwendig ist, um nicht in den Fängen der belanglosen Masse zu landen. Klug, bedacht und stolz präsentieren Foals ihre eigene Weiterentwicklung. Das Fohlen ‚Antidotes‘ ist zum ausgewachsenen ‚Total Life Forever‘ herangereift, welches erhobenen Hauptes direkt ins zentrale Nervensystem galoppiert.
Anspieltipps:
Blue Blood
Black Gold
Spanish Sahara
What Remains
Fohlen:
www.youtube.com/watch
http://www.youtube.com/watch?v=rCqkey5JNkw
Pferd:
http://www.youtube.com/watch?v=vd9xfTHPeQE
http://www.youtube.com/watch?v=xQItOZvIC6A
I´m the fury in your head, I´m the fury in your bed, I´m the ghost in the back of your head: Jakob Sauerwein
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