Band: Glacier
Album: A sunny Place for shady People
Mitglieder: richard arthur mcphail: vocals, gitarre, synthesizer; benny ruess: schlagwerk, vocals; catharina ruess: synthesizer, gitarre; stefan nielsen: bass, synthesizer, vocals; sunny vollherbst: sound design, synthesizer
Herkunft: Hamburg
Sound: 70er/80er Jahre beeinflusster, melancholischer Indiepop
Tomte kennen ihn schon lange. Nachzuhören auf ihrem zweiten Album „Eine sonnige Nacht“. Die Hommage an Rick McPhail.
Seit „Pure Vernunft darf niemals siegen“ ist McPhail festes Mitglied bei Tocotronic, wo er die Tasten und die Gitarre bedient.
Zuvor verdingte er sich als Tour-Keyboarder für die Tocos und spielte bei Venus Vegas.
Selbst jetzt in der Post Venus Vegas Zeit widmet er sich einem vielversprechenden Nebenprojekt bzw. seiner Zweitband „Glacier“.
Schnell ziehen sich Parallelen vom kühlen, schnoddrigen Hanseaten zum gefrorenen, kollosalen Gletscher.
Leider ist Rick McPhail gebürtiger US-Amerikaner und die sind bekanntermaßen "everybodys Friend".
Der Bandname spiegelt die Grundstimmung von „A sunny place for shady people“ wieder.
Melancholisch ausgerichtet mäandert jeder Song durch Talestiefen.
Fragen nach der Verantwortung: Tell me who's in charge (Everything is under control), die ängstlich umwobenen, seichten Rufe nach Hilfe: Houston is anybody there? (Houston) Does anybody out there? (There’s a star out there).
Die Klanglandschaften mit 70er Einflüssen á la Pink Floyd und David Bowie begleiten die schmelzende Zuversicht.
Indiepop mit Uptempo bildet die einzige Hoffnung und das Licht im Glacier Debut. Der Ausbruch aus der stetigen Suche scheint allerdings bewusst nur angeschnitten. Die Wahrheit liegt im einsichtigen Titelsong: What is really all worth, when you’re living on a perfect world.
Man kann die 80er Jahre verschmähen. Sie aufgrund ihrer überladenen Syntheziserflächen verurteilen.
Glacier aber beweisen den nahezu perfekten Umgang mit analog-synthetischen Harmonieebenen. (Making the rules as you go).
Ihr Sound hat den anfänglichen New Wave Einschlag verloren. Ersetzt wurde dieser durch den Klang musikalisch-historischer Musikinstitutionen aus vergangenen Jahren. Der zeitweise opulente Bombast Radioheads, die Entdeckung der Elektronik von ELO und der Sprung in die schottische Welt Mogwais beschreibt einen großen Teil Glaciers. Wären da nicht die minimalistischen Akustikgitarrenparts Rick McPhails. Stimmlich überzeugend liefert er nicht Weltschmerz und dauerhaftes Hadern oder Unglückligsein, sondern engagiertes Arrangement mit den Tiefpunkten des Lebens. Fragen ja. Antworten wenige.
Glacier spiegelt die limitierte Sicht auf das Leben wieder. Orchestral erstrahlt dieser Fakt in Form dieser Band allemal besser, als nachts betrunken im Bett!
Anspieltipps:
- Houston
- Making rules as you go
- There’s a star out there
betrunken im Bett: Marco Stahn
Homepage: www.glacier-music.com
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