Künstler: Glasser
Album: Interiors
Mitglieder: Cameron Mesirow
Herkunft: New York / US Westcoast
Klingt wie: Zola Jesus, Björk, Austra
Cameron Mesirow alias Glasser ist umgezogen. Von der Westküste der Vereinigten Staaten hat es die Solokünstlerin nun ins angesagte New York verschlagen. Von diesem Umzug handelt ihr inzwischen zweites Album „Interiors“, ebenso wie von ihrem Interesse an Architektur. Nach ihrem verstörenden Debüt „Ring“ wird es auf „Interiors“ poppiger, aber auch wesentlich düsterer.
Wäre „Interiors“ ein architektonisches Gebäude, bestünde es vermutlich aus einem kalten, kantigen Stahlgerüst welches von unwirtlich grauem Beton umhüllt wird, um den sich in wirren, undefinierten Bahnen Schlingpflanzen ranken. Goth-Pop, Dream-Pop nennt man üblicherweise diese sphärische Mischung aus akustischem Nebel und glockenklaren Vocals. Pop ist jedenfalls immer dabei und so erinnert Glasser in den zugänglichsten Momenten an Bat For Lashes und Julia Marcell, in den pathetischsten an Zola Jesus und in den vertrackten ans isländische Mysterium Björk.
Im Vergleich zur Königin der Unzugänglichkeit strotzt Mesirow nur so vor Hooks. Allen voran wäre hier das stellenweise fast radiotaugliche Keam Theme zu nennen. Auch die an M83s Midnight City erinnernden Uhuhuhus bei Shape können vom Gehirn ungehindert musikalisch bekannten Rastern zugeordnet werden. Anders sieht es da schon mit Tracks wie Window I, II und III aus, auf die man sich wirklich sehr einlassen muss, um etwas zu spüren. Wirklich gefallen könnten an dieser Platte auch Fans von The XX gewinnen.
Fazit: Vielseitiges zweites Album von Glasser, das definitiv in die Kategorie „Grower“ gehört. Die Mischung aus einschlägigen Melodien und abgefahrenen Kompositionen, teilweise innerhalb eines Songs, gehört sicherlich zu den Dingen, mit denen sich der oberflächliche Rezipient erst anfreunden muss. Nach einer Einarbeitungszeit X (variiert natürlich von Ohr zu Ohr) beginnt „Interiors“ aber durchaus sein Potenzial zu entfalten. An der ein oder anderen Stelle hätte man sich vielleicht etwas mehr Zeit und Länge gewünscht. Mit vielen Songs unter 4 Minuten wird oft nur angedeutet und nicht zu Ende definiert. Hier gewinnt poppige Knackigkeit zu Lasten einer sich zu entwickeln versuchender Tragweite, die nicht geschadet hätte.
Anspieltipps:
- Shape
- Keam Theme
- Landscape
krass, krasser, glasser: Jakob Sauerwein