Wolf: James Vincent McMorrow
Jagdzeit: Early In The Morning
Revier: Dublin
Rudel: nicht bekannt
frisst gerne: Folk, Singer-Songwriter, Bon Iver, Wandermotive, Naturlyrik
In Zeiten, in denen musikalische Intimität auf tiefen schleppenden Bässen und einer gewissen elektronischen Kargheit basiert, wagt sich Mr. James Vincent McMorrow mindestens drei Schritte zurück und sucht die Schönheit des Für-sich-seins wieder im Ursprünglichen.
Der einsame Wolf sitzt schließlich nicht zuhause vorm MacBook, nein, der wahre einsame Wolf streift immer noch durch die Wälder. Und das scheinbar am liebsten in den frühen Morgenstunden, wenn der neue Tag seinen Ursprung findet, unberührt im Sonnenaufgang, bevor sich die Abnutzungserscheinungen der Zeit an ihm zu schaffen machen.
Der irische James wäre gerne so ein Wolf, denn auch er preist auf seinem Debüt „Early in the morning“ die absolute Einsamkeit der frühen Morgendämmerung. Der frühe Singer Songwriter fängt schließlich den Wurm.
Auf seinen Streifzügen hat er nicht viel dabei: eine Akustische, ein bisschen Steel-Gitarre, ein bisschen Klavier, viel Herzschmerz. Einfache Mittel, große Intensität.
Ganz bewusst bedient er sich romantischen Naturmotiven und klassischer Wanderlyrik: der lange, isolierte Weg des Ziel- und Sinn suchenden Cowboys wider der überwältigenden Natur, die distanzierte Angebetete stets im Blick.
If I had a boat, I would sail to you/ hold u in my arms, ask you to be true
once I had a dream, it died long before/ now I'm pointed north, hoping for the shore.
Was zählt, ist die Mission – der einsame Wolf muss rausgehen und das tun, was ein einsamer Wolf tun muss:
See I've been, breaking hearts, for far too long/Been loving you, for far too long,
Making plans now, for far too long/Yes I've been breaking hearts, for far too long
Loving you, for far too long,/It's time I left, it's time I'm moving on.
Viele populäre einsame Wölfe, die sich der Musik wegen von ihrem Rudel distanziert und in eine Art zwischenwäldliche Isolation begeben haben, können einen Song darüber schreiben und anschließend singen.
James Vincent McMorrow jedoch ist irgendwie besonders. Teilt er doch zumindest seine butterweiche Falsett-Stimme als Alleinstellungsmerkmal mit mindestens Bon Iver. Dennoch wohnt seiner Musik in ihrer Fragilität auch eine gewisse Kraft inne. Der einsame Wolf ist schließlich auch keine Heulsuse, sondern ein echter Mann mit weichem Kern.
Letztendlich geht es aber nicht darum, inwiefern sich James von seinen Kollegen abhebt. Fakt ist, dass er mit „Early in the morning“ ein wunderschönes, fragiles, kraftvolles, intensives und intimes Stück Ursprünglichkeit geschaffen hat. Ein bisschen altertümliche Wärme in Zeiten der urbanen Kühle der frühen 10er Jahre. So, als hätte man ein kleines Stück Wald in mitten der Glas-und Betonpaläste einer großen, grauen Stadt gepflanzt.
Anspielen:
- From The Woods
- If I Had A Boat
- We don't Eat
- Breaking Hearts
- Early In The Morning, I'll Come Calling
fängt nie den Wurm: Johanna Eisner
auch der Beitrag ist nicht gerade ein früher Vogel.
von wegen "natur":
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