Band: Jeniferever
Album: Silesia
Mitglieder: Kristofer Jönson, Martin Sandström, Olle Bilius, Fredrik Aspelin
Herkunft: Uppsala, Schweden
Klingt wie: Sigur Rós, A Whisper in the Noise
6 Minuten und 50 Sekunden. So lang dauert es bei Profis ein W-LAN-Passwort zu knacken. In dieser Zeitspanne kann man aber auch alle Facebook-Neuigkeiten kommentieren. Oder man feiert 65mal Silvester. Besser: Man widmet sich dem Opener des neuen Jeniferever-Albums ‚Silesia‘. Der gleichnamige Track macht durch seine epochal-poppige Eingängigkeit vor allem eines klar: Hier kommt großes auf uns zu.
Jeniferever, eine vierköpfige Band aus Uppsala/Schweden, veröffentlichen dieser Tage bereits ihr drittes Werk. Dessen Vorgänger ‚Choose A Bright Morning‘ und ‚Spring Tides‘ haben hierzulande für vergleichsweise wenig Aufsehen gesorgt, sind doch Bands wie Mando Diao, The Hives oder Friska Viljor die größeren skandinavischen Exportschlager. Das mag zum Großteil der opulenten Orchestralität der ersten beiden Alben geschuldet sein. ‚Silesia‘ erweist sich als wesentlich annäherungsbereiter.
Eingängige Pop-Melodien werden ausgeschmückt und auf teilweise 7-9 Minuten Songlänge gestreckt. Da liegt es auf der Hand, dass die Platte nichts für zwischendurch ist. ‚Silesia‘ fordert den Hörer zur Aufmerksamkeit, es lädt sich auf, retardiert, steigert dann angenehm das Tempo, treibt sich selbst voran, entlädt sich in angenehmen Schüben, strebt nach Höherem und klingt letztlich in zufriedenem Wohlgefallen aus. Bei einer Gesamtlänge von über 52 Minuten verteilt auf nur 9 Songs wird deutlich, dass jeder davon eine eigene Welt bildet. Ähnlich wie Silesia (Schlesien), das einst so vielfältige Kulturen in sich verband, vereint ‚Silesia‘ seine 9 Regionen. Die gemeinsame Identitätsfindung geschieht auf Grundlage des Sounds, den Jeniferever auf ihrem Drittling entwickelt haben: Ambient und Post-Rock (‚Silesia‘) verbinden sich mit Pop-Harmonien (‚The Beat Of Our Own Heart‘). Episch inszenierte Längen (‚Hearths‘) werden umrahmt von verspielter Leichtfüßigkeit (Waifs & Strays).
Fazit: Die Entwicklung von Jeniferever lässt sich hören. Post-Rock verlangt oftmals zu viel Kopf vom Hörer, um vollends verstanden zu werden. ‚Silesia‘ versteht sich von selbst, ohne dabei in Belanglosigkeit abzudriften. Die raue Oberfläche bleibt ebenso erhalten, wie der darunter liegende empfindsame Kern.
Anspieltipps:
- Silesia
- Waifs & Strays
- Dover
- Hearths
- The Beat Of Our Own Heart
http://www.myspace.com/jeniferever
hat schlesisch-post-rockige Wurzeln: Jakob Sauerwein
Und hier ist der silesianische Beitrag.