Band: Jens Friebe
Album: Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert
Mitglieder: Jens Friebe
Herkunft: Berlin, Deutschland
Musikrichtung: Elektropop
Jens Friebe. Dieser Mensch sieht unheimlich aus. Blonde, nach hinten gelegte Strähnen, dazu herausstechende blaue Augen und so ein goldenes Kettchen um den Hals gelegt. Bevor jetzt aber ein falsches Bild vom Jens entsteht, schildere ich kurz sein Leben bis zu diesem, seinem dritten Album.
Aufgewachsen in Lüdenscheid (irgendwo in NRW), hat schon klein Jens die Vision des großen Popstars im Kopf. Bevor er diese aber verwirklicht, schreibt er sich an der Uni für ein geisteswissenschaftliches Studium ein. Fächer: Musikwissenschaften, Philosophie und Anglistik. Doch der Jens betreibt es nicht seiner Vision wegen. Nein. Es dient der Ausrede für seine Eltern, damit diese denken: Mensch aus unserem Junge wird noch was.
Und tatsächlich: Klein Jens, jetzt groß Jens, hat es geschafft. Er schreibt mehrdeutige deutsche Texte mit gekonntem einstreuen seiner Sprachgewandtheit. Zugleich darf er als Musikjournalist angesehen werden. Denn Linus Volkmann, Chefredakteur der Musikzeitschrift „INTRO“, ist nicht nur einer seiner besten Kumpel, nein er schreibt er auch für ebenjenes Blatt. Auch das Medium Internet hat er sich zu nutzen gemacht, indem er dort einen Blog über das Zeittotschlagen an zwei Tagen in der Woche am laufen gehalten hat. Zweiundfünfzig solcher Wochenenden sind es am Ende geworden. Sie sind nachlesbar im Internet oder im käuflich erwerbaren Buch.
Eine musikalische Weiterentwicklung hat auf diesem Album nicht statt gefunden. Aber dies ist mehr als nebensächlich, denn sie ist nur der Rahmen für die Musikwerdung des Feuilleton. Vielmehr definiert sich Jens Friebe über seine Texte, welcher er wahrscheinlich auf der Enigma geschrieben hat. Beispiele gefälligst: „Herr Doktor, können Sie mir helfen? / Ich brauch’ ein neues Gesicht, / sonst habe ich bald keins mehr. / Ich könnte ein Leben haben, / wie es die anderen führen / Kinder, die Heiligabend / den Baum verzieren“ aus „Neues Gesicht“. Man merkt nicht sofort, dass mit diesen Zeilen die Gesellschaft kritisiert wird, in dem kinderlose Frauen und Besitzlose als asozial abgestempelt werden. In „Jeu de Cons“ wird dieses Bild mit dem leeren Koffer fortgeführt („Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit? – Nichts.“). Auch „Frau Baron“ ist voller Vieldeutigkeiten: „Frau Baron, das Land, auf dem ich wohn’ / gehört Ihnen, / und ich muss Ihnen dienen.“ Klassenkampf oder einfache Schilderung des feudalen Daseins? Genaueres weiß man nicht.
Fazit: Ein großartiges Album, mit Popmelodien par excellence. Die einen werden sich darüber sehr freuen. Die anderen aber, die genauer und wacher auf die Texte lauschen, werden die Gesellschaftskritik hinter der Fassade Musik erkennen und damit nachdenklicher.
Ein weiteres, sehr persönliches und zugleich pathetisches Fazit: Die moderne Prägung eines Entertainers hat einen Namen: JENS FRIEBE.
Anspieltipps:
- Neues Gesicht
- Jeu de Cons
- Frau Baron
- Erschreckend aktuell
- Hass, Hass, Hass
Geht auf die geheime Party: Constantin Muhs
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