Künstler: Joasinho
Album: We Say: Oh Well
Herkunft: München
Klingt wie: Múm, Seabear, Philipp Glass
Musizierende aus eigenen Landen, die bisher unbeachtet von selbsternannten Insiderblogs oder sonstigen, nicht-mehr-ganz-so-neumodischen Phänomenen ihrer Leidenschaft frönten, und fast schon aus dem Hinterhalt ein Album herausbringen, das alles andere als so klingt, als ob es aus unseren Breitengraden stammen würde, sind ja bei uns, und nicht nur hier, gerne Willkommen. Und so fragt sich der geneigte Musikjunkie bei dem Namen Joasihno zunächst: 'Wer?'.
Christoph Beck, auch liebevoll sportlich von seinen Freunden, und damit natürlich auch von uns, „Cico“ genannt, stammt aus München, hat in Münster Schlagzeug studiert, und arbeitet seitdem als Musiklehrer. Nach seiner im Eigenvertrieb erschienen ersten EP „Papiertonnentigertum“ aus dem Jahre 2009 folgt nun also der erste Langspielerstreich in Form von „We Say: Oh Well“. Was wir dazu sagen, liegt wohl selbstredend auf der Hand.
Zwei Punkte dürfen dabei auf der Einflusskarte gemacht werden: Ein großer auf dem bescheidenen Island, ein kleiner auf dem sich unter uns befindenden Kontinent (wobei die Größenanordnung selbstverständlich lediglich mit dem Musikalischen korrespondiert). So spürt man doch von Anfang an, was auch nach eigenen Angaben das Land seiner Träume, aber bisher noch nicht seines Aufenthalts bildete: Die Heimat von Künstlern wie Múm und Seabear.
Ruhig und beschaulich. Mit reichlich klirren und zirpen. So klingt Uns Cico größtenteils. Aber ihn auf diesen Sound zu beschränken, wäre des Guten zu wenig. Auch afrikanisches Getrommel wie auf „Von“ (jaja – so wie das gleichnamige Debütalbum von Sigur Rós aus Isla...na egal), postrockartige Klänge, wie auf „A Case Of Doubt“, aber auch die in der ominösen Szene fast schon verehrten Minimal-Piano-Künstler Philipp Glass und Steve Reich („In A Deep Lake“ - haaach...) fanden Einklang in Joasihnos beschaulichem Musikkosmos.
So bildet „We Say: Oh Well“ ein nahezu perfektes Album, um in den eigenen vier Wänden die Seele baumeln zu lassen, und macht gleichzeitig neugierig darauf, wie Cico das alles loopartig live zu verwirklichen weiß. Wenigstens müssen wir nicht extra nach Island, um das herauszufinden.
Anspieltipps:
- In A Deep Lake
- A Secret Eye
- You Will Not Succeed
- In The Night Or When It's Dark
Würde trotz alledem gerne mal ins Land des Strokkurs (und was es da nicht noch alles geben soll): Christian Laude