Band: Junip
Album: Fields
Mitglieder: José González (Gesang, Gitarre), Elias Araya (Schlagzeug), Tobias Winterkom (Orgel, Moog)
Herkunft: Göteborg, Schweden
Klingt wie: Flammenknistern, Schneegestöber vorm Fenster
José Gonzáles. Schwedischer könnte ein Name nicht klingen. José ist aber Schwede. Mit argentinischen Wurzeln. Als Solokünstler ist er unter anderem durch seine Interpretation von The Knifes Heartbeats bekannt geworden – immerhin schmückte der Song einen Werbespot für einen Fernseher von Sony. Seine letzte Platte In Our Nature feiert dieses Jahr bereits dreijährige Existenz – mehr als genug Zeit, um sich seinem Projekt Junip zu widmen. Die ebenfalls in Göteborg angesiedelte Band gab 2005 mit einer EP namens Black Refuge ein erstes Lebenszeichen. Nun erscheint das erste Album Fields.
Passend zur Jahreszeit und Herkunft von Junip gestalteten sich auch die auf Fields zu entdeckenden Klänge. Es ist Herbst. Es handelt sich um das Album einer skandinavischen Band. Wie sollte es also anders sein: Fields strotzt nicht gerade vor Fröhlichkeit und Lebensfreude. In den endlosen Weiten des WWW lässt sich das Genre Dark Pop zuordnen. Könnte man so nennen, denn die Felder von Junip beinhalten fast ausschließlich dunkles Saatgut. Nicht unbedingt von der Sorte, die ein Weltuntergangsszenario heraufbeschwört, vielmehr die Art von Dunkelheit, die mit bittersüßer Ironie und herzzerreißender Melancholie versucht, dem beschwerlichen Leben Einhalt zu gebieten. Fast jeder der elf Tracks wiegt tonnenschwer und vermittelt die unerträgliche Last auf den Schultern von González. Tracks wie Tide und Without You wühlen auf, erdrücken und lassen einen undefiniert zurück. Die für Pop-Songs fast schon epische Länge von > 5min trägt dazu bei, die tiefsten Gefühlsregungen in die Blutbahn zu injizieren und im ganzen Körper zu verteilen. González´ Stimme ist einfühlsam, zerbrechlich und auf ihre ganz besondere Weise erfahren. Die Instrumentierung ist minimalistisch, aber detailreich: González lässt die Saiten seine Innenwelt nach außen kehren, der Gitarrensound ist rein und klar. Orgel und Schlagzeug bilden den ruhenden Pol in dem sich González´ Gedanken ein Nest bauen können. Diese Kombination erzeugt ein dichtes Konstrukt aus Raum, Klang und Gefühl: das Ziel scheint die Negation der Leichtigkeit des Seins. Und so wird man unweigerlich mitgenommen auf eine Art subversive Seelenreise, es gilt das eigene Ich in einer Masse aus alltäglicher Belanglosigkeit und omnipräsenter Monotonie zu finden. Wenn man so will, ist Fields eine weitere vertone Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Antwort, und das ist wenig überraschend, ist unklar.
Die Stimmung machts: Öffnet man den anklopfenden Winterdepressionen die Tür, ist Fields das perfekte Album, um der Abwärtsspirale der immer kürzer werdenden Tage genügend Auftrieb zu geben. Hat man allerdings noch die Bräune des Sommers in der Haut, wird es schwer Zugang zum Debüt von Junip zu finden. Massentauglichkeit? Fehlanzeige. Situationsmusik? Volltreffer!
Anspieltipps:
- In Every Direction
- Tide
- Without You
I´m the center and I´m always free - in every direction: Jakob Sauerwein