Band: Kevin Blechdom
Album: Gentlemania
Mitglieder: Kristin Erickson, Dominic "Mocky" Salole
Herkunft: Stuart, Florida
Schon immer umwehte Kevin Blechdom die Aura des musikalischen Wunderkinds. Ihre Musik hatte stets etwas wild wucherndes, ganz und gar unformiertes. Ihre beiden ersten Platten klingen so, als ob die Künstlerin ihr Talent nur mit Mühe im Zaum halten konnte. Zehn Ideen pro Minute, mindestens. Gleichzeitig gilt Blechdom als Anti-Diva der Elektronik, als exaltierte und zugleich offensiv selbstironische Künstlerin.
Und jetzt das: Kevin Blechdom macht eine rein akustische Platte und präsentiert Emotionen im epischen Format. Die schöne Doppeldeutigkeit des Albumtitels deutet es an: "Gentlemania" ist längst nicht so mannisch-irrsinnig geraten wie ihre elektronischen Alben. Der doppelte Boden indes ist geblieben. Er ist gleichsam die Bühne, auf der sich ein spektakuläres Musical der Extraklasse abspielt.
Profunde Kenntnisse klassischer und experimenteller Musik kombiniert Blechdom auf ihrem dritten Album souverän mit diversen Pop Stilen. Und genau hierin liegt der Twist, der Gentlemania zu viel mehr macht als bloß zu einer guten Pop Platte. Lustvoll und auf den ersten Blick völlig ironiefrei wühlt Blechdom im musikalischen Erbe der 50er, 60er und 70er Jahre. Was sie unterstützt von ihrem musikalischen Langzeitpartner und Co-Produzent Mocky zutage fördert, sind schwelgerische, tragische, witzige. schweinische, mitreißende Ohrwürmer. Die US-Amerikanerin beherrscht die schlichte Drei-Ton-Melodie, die uns nie wieder los lässt, ebenso wie komplex arrangierte und dennoch leichtfüßige Rhythmik.
Fazit: So ist Gentlemania sowohl Musical als auch Popalbum, vor allem aber eine wahre und zusammenhängende musikalische Geschichte. Sozusagen ein persönliches Konzeptalbum über die Liebe. Textinhaltlich drehen sich diese autobiographischen Liebeslieder um alles, was so dazu gehört: Innenschau, Verlangen, Zweifel, Hoffnung und persönliche Transformation.
Anspieltipps:
- Lazy
- Face The Music
- I Thought I Knew You
- Monster
sitzt auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Constantin Muhs