Künstler: Kilians
Album: Lines You Should Not Cross
Mitglieder: Simon den Hartog, Dominic Lorberg, Gordian Scholz, Arne Schult, Michael Schürmann
Herkunft: Dinslaken
Klingt (auf gar keinen Fall) wie: irgendeine The-Band
Dinslaken. Eine rund 70.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Düsseldorf. Die Wahrscheinlichkeit wäre immens groß, dass keiner von uns Indienerds jemals etwas von diesem (sicherlich) verschlafenen Kaff gehört hätte - wenn, ja wenn es nicht den Vokale-in-die-Länge-ziehenden-Sänger einer berühmten Hamburger Künstlergemeinde gäbe, der dort eine fünf-Köpfige Rockerbande ausfindig machen konnte, die sich im fernen Jahre 2005 die Mission setzte, den aufstrebenden britischen Stylofuzzis den Kampf anzusagen. Die Rede ist selbstverständlich von den Kilians (vormals The Rivets beziehungsweise THE Kilians, aber das wäre ja zu britisch), die mit ihrem dritten Album „Lines You Should Not Cross“ erstmalig auch auf dem Label des besagten Melancholieexperten veröffentlichen.
Dass die Rotzigkeit des Debütalbums „Kill The Kilians“ nach und nach flöten gehen würde, war bereits auf „They Are Calling Your Name“ abzusehen. Vielmehr war der 2007-erschienene Erstling ein musikalisches Statement: Hört her – das sind wir, und ihr könnt uns alle mal! Danach fand der Sonnenschein Einzug in die Welt der Dinslakeraner: Mehr Ausgeglichenheit, weniger Ungestümtheit. Die Single „Said & Done“ schaffte es anno dazumal sogar für eine Woche auf Platz 93 der Single-Charts!
Dieser Weg wird auf „Lines You Should Not Cross“ konsequent fortgeführt. „Do It Again“, „Not Today“ und „In It For The Snow“ sind Ohrwürmer vor dem Herrn, haben jedoch nicht mehr viel mit den Anfängen der Künstlergruppe um Frontsau Simon den Hartog (der Artikel gehört zum Namen) zu tun. Aber genau dieser sorgt mit seiner stetig krächzig bis heiseren Stimme dafür, dass die Kilians nie zu sehr ins Schmalzige abdriften. Gleichzeitig sorgt beispielsweise der Opener „Start Again“ dafür, dass auch die Vergangenheit nicht in zu weiter Ferne rückt, verzückt dieser doch mit viel Rumpeligkeit und ungewöhnlichem Tempowechsel zwischen Strophe und Refrain. Ausfälle gibt es keiner – ganz im Gegenteil: Gerade als der geneigte (Zu-)Hörer meint, das Album sei eine Runde rum, verzückt der erwähnte Schreihals mit einem klassischen unbetitelten Hidden-Track in Form einer rund anderthalb-minütigen Klavierballade, die zu Tränen rührt.
Die Kilians können einfach nichts falsch machen. Zu griffig ist jeder einzelne Song, zu mitreißend und sympathisch sind gleichzeitig ihre Auftritte. Solange die Sonne beim hoffentlich schnellstmöglich erscheinenden Nachfolger nicht zu sehr scheint, ist alles in Ordnung.
Anspieltipps:
- Dirty Love
- Start Again
- In It For The Snow
- Hidden-Track
www.the-kilians.de
www.myspace.com/thekilians
The Christian Laude.