Band:Matias Aguayo
Album:Ay Ay Ay
Mitglieder:der Matias
Herkunft:Köln
Klingt wie:Karneval, Baile Funk
Aus dem Hause Kompakt, der nach wie vor innovativsten Spielwiese für deutsche Elektronika, überrascht uns diese Woche die neue Platte von Matias Aguayo. Nachdem er sich lange Zeit mit Größen wie Justus Köhncke, Superpitcher und DJ Koze auf einem Label tummelte, spannt der Paradiesvogel der deutschen Clubszene jetzt den Bogen von Mitteleuropa, genauer genommen Deutschland, nach Südamerika um gemeinsam mit dem eigens kreierten Party- und Labelnetzwerk „Cómeme“ transatlantische Grenzen zu sprengen.
Zum Ende des so elektronikreichen Jahres 2009, das von kühlen 80er-Wave-Synthesizern bis zu flippig-tanzbaren Baile Funk- und Hip Hop-Platten alles bot, ist es doch eine kleine Überraschung ein Album vorzulegen, welches allein aus immer wieder aneinandergereihten und bearbeiten Soundschnipseln der eigens aufgenommenen Stimme besteht.
Neben Herrn Aguayo's zart-ruhiger Männerstimme gibt es noch hier und da zwar noch ein paar Trommelschläge, aber mehr eben nicht. Als ganz großer Elektro-DJ scheint es seine Gewohnheit zu sein Melodien auf die „handwerkliche“ Art und Weise zu produzieren. Nämlich hauptsächlich auf Plattentellern. Ein nennenswerter Schritt dem Sampler jetzt die Hauptaufgabe der Klangerzeugung zu überlassen. Aber warum unnötig und kompliziert synthetische Soundfragmente programmieren die da so gar nicht in ein warmes Lateinamerikanisches Klangbild passen wenn man auch die eigene Stimme samplen kann? Drei gute Jahre hat es gedauert diese Platte fertig zu basteln und man kann sagen es hat sich mehr als gelohnt.
Jeder Song lässt erkennen, dass es sich um Aguayo selbst handelt der hier am summen, singen und gelegentlich auch beatboxen ist, unaufdringlich aber flott, die Melodien bleiben sofort im Ohr kleben. Man könnte meinen ein kleines Acapella-Meisterwerk.
„Menta Latte“ als Opener zum Beispiel baut sich langsam auf. Ein nachgeahmtes Vogelgezwitscher wird zerhackt von rumpelndem Beat und erinnert nicht wenig an Bonde de Role die schon Froschquaken sampleten und damit einen Hit schufen. „Ritmo Tres“ hingegen ist, obwohl die Platte eher als Soundexperiment und weniger als Disco-Tanz-Scheibe konzipiert ist, der eingängigste Song. Durch ihn ziehen sich ganze vier einhalb Minuten tiefes Bassgewaber rein stimmlicher Natur.
Fazit: Für alle die schonmal von Aguayos mehr oder minder bekannten Lateinamerikanischen Straßenpartys gehört haben gibt es hier einen nett gemeinten Versuch eine Stimmung zu vermitteln wie sie wohl nur auf der Achse zwischen Buenos Airos und Santiago de Chile entstehen kann.
So müssen hier auch keine Ansprüche an eine rein Clubtaugliche Platte gestellt werden sondern man darf das lediglich als einen künstlerischen Ausriss werten.
Anspieltipps:
Rollerskate
Menta Latte
Ritmo Tres
Ay Ay Ay
Koro Koro
Leider ist Matias Aguayo zu cool für eine Internetpräsenz.
www.kompakt.fm/artists/matias_aguayo
kauft sich einen Roland ms-1 Sampler, Melissa Lampe