Künstler: Milky Chance
Album: Sadnecessary
Mitglieder: Clemens Rehbein, Philipp Dauscha
Herkunft: Kassel / Deutschland
Klingt wie: Tallest Man On Earth samt Beat
Rückblick-Ein Abend irgendwann im Mai dieses Jahres irgendwo in Deutschland!
Du stehst vor deinem Lieblings-Indie-Club, wie immer rechtzeitig vor Ort, um noch locker rein zu kommen, bevor er wegen mangelndem Platz seine Pforten schließen muss. Und jetzt?! Wartend am Eingang – und alles dicht! Der Türsteher versucht die Massen zurück zu halten. Immer wieder hörst du ihn sagen der Club sei voll. Bist du zu spät – Oder später als sonst?! Eigentlich nicht, sonst hatt's ja immer locker gereicht! Du stellst die falschen Fragen. Nicht die Zeit ist das Faktum, sondern der Anlass. Du hättest 2 Stunden früher da sein können. Du wärst dennoch nicht reingekommen, denn alle Karten sind seit Tagen weg.
So oder so ähnlich ging es vielen, die im Sommer zu einem Clubkonzert von Clemens Rehbein und Philipp Dausch gehen wollten. Zu wem??? Das Folk-Pop Duo ist besser bekannt als Milky Chance. Um die beiden Jungs aus Kassel entwickelte sich seit Längerem ein Hype der dazu führte, das viele vor verschlossenen Türen maximal die Lightversion ihrer Performance durch geschlossene Tore und dicke Betonwände verfolgen konnten. Aber selbst das war wohl ein Genuss.
Ein Internetphänomen-die Songs wurden anfangs auf Youtube hochgeladen, damit fing alles an-für die eigens ein Label, Lichtdicht Records, gegründet wurde. Ihre self-titled EP mit 4 Tracks tat dann sein Übriges, um sie auch in den hiesigen heiligen Hallen von UNiCC bekannt zu machen. Jetzt ist das sehnlichst erwartete Debütalbum draußen und es hält was der Hype versprach-mit Abstrichen.
Sadnecessary heißt die Platte und bietet neben 11 Studiotracks auch 2 Liveversionen. Und genau das zeigt eindrucksvoll, auf welch unterschiedliche Spielarten ihre Songs funktionieren. Großes Wiedererkennungsmerkmal von Milky Chance sind beatlastige Tracks, gemixt mit Singer-/Songwriter Attitüden, die einfach wie geschaffen für kleine Indieschuppen sind und auch den versteiftesten Tanzzombie den Rhythmus ins Bein schießen. Textlich wird das Rad nicht neu erfunden. Es geht um Liebe, Beziehungen und Frauen. Selbige lassen sich bei Tracks wie Stunner oder Stolen Dance auch bedenkenlos antanzen, denn dieser Beat und die markante Stimme sind sexy. Schnell vergessen, dass es dabei teilweise um schmerzhafte Trennungen und gescheiterte Liebesbeziehungen geht. Der Sound ist einfach zu einnehmend, als das man sich lange auf die durchaus guten Lyrics konzentrieren kann. Es lohnt sich also mal etwas genauer hinzuhören, bei Running oder Sadnecessary etwa.
Ein Highlight bildet zum Schluss noch einmal der Bonustrack Lovelands, wo diese ungewöhnliche Stimmfarbe perfekt zum Tragen kommt. Viel authentischer, näher dran an den Lyrics wirkt es, wenn Milky Chance auf seiner Akustik-Gitarre schrammelt und dazu
Take me to Loveland
and no one s gonna find me
cause I m leaving this a place
right o here singt!
Einziges Manko bei diesem starken Debüt: Die Songs wirken, teilweise auf Grund des sich ähnelnden Sounds, ab und an austauschbar. Allerdings relativiert sich das Ganze schnell, hat man sich erst einmal eingegroovt!
Es muss mit dem Teufel zugehen, sollten diese Typen nicht bald auch auf größeren Bühnen für Aufsehen sorgen...obwohl, haben sie eigentlich schon. Beim diesjährigen Dockville Festival in Hamburg etwa. Bleibt nur noch eins zu sagen: Alle die es dieses Jahr nicht geschafft haben sie live sehen zu dürfen, haben 2014 erneut die Gelegenheit, dann sind sie nämlich auf ausgedehnter Europa-Tour. Save your Tickets and Enjoy! Damit ihr dies mal nicht wieder draußen stehen müsst.
Fröhnend dem Hype entgegen: Daniel Meinel