Band: Norman Palm
Album: Shore to Shore
Herkunft: Meppen! (Wahlberliner)
Klingt wie: ein guter Multivitaminsaft – genügend Saft und ausreichend Vitamine
Aha: Kunsthochschulstudium des Kommunikationsdesign, selbstgestaltetes CD-Cover mit dominantem Dreieck und goldenem Schnitt; zwar Wolken und Wasser, trotzdem kühl durchkomponiert und vielleicht nicht mal besonders schön. Ein Kommunikationsdesigner ist ein hochreflektierter Produzent, der nicht für sich selbst arbeitet, sondern Elemente kommunikativ zweckmäßig und möglichst schön anordnet. Nun verdient hier Norman Palm wegen seiner Musik Erwähnung und nicht aufgrund von sonstigem. Jedenfalls klingt „Shore to Shore“ nicht so wie es aussieht.
„Start/Stop“ öffnet das Album warm mit spärlicher Instrumentierung und bald setzen auch die Vocals ein. Norman Palms Stimme ist hoch, der Gesang etwas murmelnd und verträumt, vor allem aber angenehm. Die Instrumentierung wird auf originelle Art vielfältiger ohne den Song zu überladen, der mit einem schönen Solo endet. Das ganze Album ist ähnlich organisiert: Solide Songs, originelle Instrumente und elektronische Effekte, melancholischer aber zuversichtlicher Gesang. „Smile“ ist nach kurzer Verwirrung ein echter Country-Song und nach „Landslide“ hat man das Gefühl einen richtigen Hit gehört zu haben.
Mit klassischeren Singer/Songwriter-Tracks („$20“, „WDYD?“, „Phantom Lover“) bekommt das Album die nötige Schwere, die es braucht, wenn es die Fernbeziehung des Künstlers mit jemandem thematisiert, der in Mexico City wohnt. Trotzdem gelingt es Norman Palm fast konstant nicht zu kitschig zu klingen und den Songs immer mal Wendungen zu geben, die erleichternd oder entschwerend wirken, was angenehm ist und vor allem Langeweile vermeidet. „Easy“ ist ein rein elektronischer und sehr atmospherischer Song, der zusammen mit dem tanzbaren „Sleeper“ die zweite Hälfte des Albums mit Abwechslung bereichert.
So kann man sagen, dass „Shore to Shore“ keine kalte und überreflektierte Komposition ist, sondern ein warmherziges Album mit subtilem Detailreichtum. Für den üblichen Hörer ist es mindestens ein interessantes Erlebnis. Obwohl es für den Verfasser die Welt nicht zu einem besseren Ort macht, ist das vielleicht für manch anderen der Fall.
Anspieltipps:
- Landslide
- Sleeper
- Easy
- Go to Sleep
Plant trotzdem keine interkontinentalen Fernbeziehungen: Eric Kanold.
Kleines Porträt von der großen Konkurrenz: