Band: Ohrbooten
Album: Babylon bei Boot
Mitglieder: Ben (Gesang), Onkel (Schlagzeug, Percussion), Noodt (Keyboard), Matze (Gitarre)
Herkunft: Berlin
Die Ohrbooten beweisen auch mit ihrem zweiten Album, dass der Schritt von der Straßenmusik zum Plattenvertrag möglich ist. Und wenn man diese Band verstehen will, muss man immer im Hinterkopf behalten, dass sie ursprünglich aus der Berliner Straßenmusikszene kommen.
Vor zwei Jahren haben die Ohrbooten dann ihr erstes Album "Spieltrieb" herausgebracht und hatten auch sofort beachtlichen Erfolg. Die Single "An alle Ladies" konnte man quer durch Deutschland hören.
Dass dieser Erfolg aber keine Eintagsfliege war, zeigt sich nun mit dem Folgealbum "Babylon bei Boot". Gleich der Einstieg ins neue Album hat alles, was die Ohrbooten auszeichnet. Knarzige Bässe aus dem Synthesizer, vielfältige, treibende Percussion, Offbeat und den Sprechgesang von Sänger Ben.
Auch die folgenden Songs bieten eine Vielfalt an Instrumentierung, bleiben im Kern aber dem Stil der Ohrbooten treu. Wirklich auffällig ist der Offbeat, der sich durch fast alle Lieder zieht und dem Album somit immer eine (gewollte) Reggae Note verpasst. Mal schneller, mal langsamer geht es in diesem Stil zur Sache.
Wer meint, dass diese Beschränkung zu Monotie führt, hat sich aber getäuscht. Die Möglichkeiten aller Instrumente werden bis aufs letzte ausgereizt und das Ergebnis ist ein wahnsinnig tanzbares Album.
Textlich bietet Babylon bei Boot nicht weniger als in der Musik. In vielen Liedern werden Themen wie Konsumgeilheit oder Umweltprobleme besungen. Das kann man jetzt als erhobenen Zeigefinger sehen. Aber die Botschaften sind immer so ansprechend verpackt, dass jede Mahnung Spaß macht. Ein sehr gut gelungenes Paradebeispiel dafür ist der Song "Keine Panik".
Bei manch anderer Band mag es so sein, dass sie ihre Liveauftritte benutzen um ihr Album zu promoten und möglichst viele Verkäufe zu erzielen. Bei den Ohrbooten scheint sich diese Idee umzukehren. Das Album kann man sozusagen als Promo für die wunderbaren Liveauftritte der Band verstehen. Denn auf der Bühne, die auch nur eine Fußgängerzone sein kann, zeigt sich erst was die Ohrbooten so draufhaben.
Der Übergang zwischen Songdarbietung und Improvisation ist immer fließend und Stillstehen ist ein Nischenphänomen.
Hier zeigt sich auch eine Tatsache, die den Ohrbooten Respekt einbringt: Trotz MTV Hot Rotation mit der Single, ist sich die Band nicht zu schade vor der Mensa in Chemnitz vor geschätzten 50 Zuhörern völlig kostenlos zu spielen. Trotz Auftrittenbei Rock am Ring/im Park besinnt sich die Band auf ihren Ursprung und geht noch oft genug auf die Straße um das Laufpublikum zum Stehen bleiben zu bringen.
Nur eines hätten sich die Ohrbooten sparen können: Denn "Cher/Eiffel 65"- Gesangseffekt in der Strophe von "Bild dir deine Meinung".
Fazit:
Auch wenn die Ohrbooten eine ausgesprochene Liveband sind, macht ihr zweites Album auch zu hause wieder wahnsinnig Spaß. Und wer die Möglichkeit hat ein Konzert der Band zu besuchen, sollte diese unbedingt wahrnehmen.
Anspieltips:
- Babylon bei Boot
- Keine Panik
- Alle gegen Alle
- Kaffee
- Meerchen
findet Panflöten blöd: Stephan Grunwald