Bandname: Samba
Albumname: Himmel für alle
Mitglieder: Knut Stenert (Gesang, Gitarre), Götz Grommek (Bass), Ramin Bijan (Keyboard, Gitarre), Tobias Siebert (Gitarre, Schlagzeug), Florian Lüning (Schlagzeug)
Herkunft: Münster
Sound: unaufgeregter, sommerlicher Indiepop
Tanze Samba mit mir!
Während sich 1996 eine ganze Jugendbewegung den Kopf mit den Sternen und Tocotronic zerbrach, kickten sich die Münsteraner Samba zuckersüß auf die Indiebildfläche und umgarnten in aller leichtester Leichtigkeit das poppige Indieherz. Ganz ohne Protest, ganz ohne Diskurs, einfach nur mitten rein. Textlich beseelt Sänger Knut Stenert die fluffigen Sambamelodien. Verträumte Melancholie die einen aber nicht traurig macht, alltäglicher Eigensinn in Worte gepackt, der weder im Zentrum noch am Rande steht. Wunderbar verschmiltzt hier jeder Gitarrenanschlag, ob mit Strom oder ohne, mit sommerlich anmutendem, tanzigem Rhythmus und unaufgeregtem Stenertgesang.
Anno 2006 sind Samba noch immer Samba, wenn auch um einige Mitglieder erweitert bzw. ersetzt. Mathias Hirzel hat den Schlagzeughocker an Tobias Siebert (Delbo, Klez.E) weitergereicht, der das nun mehr sechste Sambaalbum „Himmel für alle“ zusätzlich produziert hat. Ein weiteres Delbomitglied hat sich ebenfalls dem Trommeln gewidmet („Über den Rhein, „alle meine Gründe“) Der gute heißt Florian Lüning.* Gleich geblieben ist sich selbst und der Band sowieso Bassist Götz Grommek und für digitale Spielereien komplettiert Ramin Bijan von die Türen das angewachsene Bandgefüge.
Diese fünf Herren sind dann auch für „Himmel für alle“ verantwortlich. Sollte noch jemand eine Sommerplatte 2006 gesucht haben, dem sei dieser Longplayer fast schon ans Ohr genäht. Melodien für Millionen nur geschätzte 20-30 Jahre jünger.
„Bürgersteig in deiner Nähe“ steht am Anfang eines beschwingten Weges durch 13 Perlen deutschsprachiger Popmusik. Am Wegrand sehen wir den Untergang untergehen („Liebe kommt zurück“), im Schlaf sind wir dem Licht auf der Spur („dem Licht auf der Spur“), bevor uns die Sonne weckt. Knut Stenert singt von UNS, DIR, DICH, DU und WIR – gern auch mal repetierend von DEIN selten von SIE, ER und DIE. Eng verschlungen mit seinen Gedanken, ohne sie immer auf Anhieb zu verstehen, jubeln wir in „über den Rhein“ über beendete Kriege, genießen einen einzigen Tag als Triumph über alles („auf den Mauern“) oder steigen etwas wehmütiger aus „Himmel für alle“ aus als wir angefangen haben: Wir scheinen zusammen, wir scheinen zusammen allein („es gibt“)
Schön war die Reise. Wir haben viel gesehen, gehört und melodiös poppig ergründet. Der Türeneinschlag Ramin Bijans erlaubt selbst elektronische Outros oder noislige Gitarrenausschmückungen. Schön integriert – wenig zentral.
Der Dezentralität ist es dann wohl zuzuschreiben, warum auch ein achtes oder zehntes Album Samba nie die großen Bühnen dieser Welt öffnen wird. Zu unentschieden steht Integrieren vor Pointieren. Weder die Stimme Knut Stenerts sticht tatsächlich heraus, noch sorgt Ramin Bijan dafür, dass der Sound in wilde Elektronikexperimente abdriftet. Alles passt bestens zusammen, findet seinen Platz und macht „Himmel für alle“ zu einem schick durchdachten sommerlichen Indieschönling aus Münster. Wundert es da, dass ihr Label in Hamburg ansässig ist und auf den Namen Tapeterecords hört...
*Christian Götzer sitzt bei Liveauftritten hinterm Gerät. (EX-Astrakid)
unaufgeregt: Marco Stahn