Band: The Pigeon Detectives
Album: Emergency
Mitglieder: David Best (Bass), Jimmi Naylor (Schlagzeug), Matt Bowman(Gesang), Oliver Main (Gitarre), Ryan Wilson (Gitarre)
Musikrichtung: prototypische, britische Rockmusik mit Retro-Rock`n`Roll- Einflüssen
Es passiert immer wieder: Von der Insel mit dem (Achtung, platte Klischees!) schlechten Wetter und dem noch schlechteren Essen, schippert in sehr regelmäßigen Abständen diese landestypische Pop-Musik auf das (nicht nur) europäische Festland herüber, die zwar mittlerweile manchmal ein bisschen abgedroschen scheint, aber es dennoch irgendwie immer wieder schafft, nicht nur die britische Heimat, sondern auch den gesamten Rest der nicht-anglistischen Welt zu begeistern.
Woran liegt das eigentlich? An stets mitreißenden Melodien, unzähligen unvermeidlichen Hits und diesem gewissen britischem Charme? Was auch immer es ist: Diese Musik kann man nur schwer nicht mögen. Weil sie dafür oft einfach viel zu eingängig und tanzbar ist, sodass man sich letztendlich doch eher dabei ertappt mehr oder weniger heimlich mitzuwippen, als mit versnobt vor der Brust verschränkten Armen dazusitzen und abschätzig den Kopf zu schütteln. Welche geheimen Kräfte diesen Mitwipp-Effekt nun genau bewirken, sei fürs erste dahingestellt. Aber fest steht, dass es verdammt viele Bands gibt, die diese überirdischen Kräfte kennen und in musikalische Praxis umsetzen können.
The Pigeon Detectives sind so ein typischer Fall. Als Sandkasten-Freunde 2002 in Leeds gegründet, 2006 von der BBC entdeckt, schaffte es das Quintett im vergangenen Jahr das Debüt-Album „Wait for Me“ sowie die dazugehörigen Singles geschickt in den vorderen Reihen der UK-Hitlisten zu platzieren und sich unter anderem im Vorgramm der Kaiser Chiefs oder der Dirty Pretty Things zu präsentieren. Auf „Wait For Me“ paarten die Pigeon Detectives rockige Riffs mit einschlägigen Melodien und cleveren Retro- Anleihen und verliehen ihren Songs somit Hitpotenzial und Tanzbarkeit. Textlich haderten sie vor allem mit großen und kleinen Beziehungsproblemen.
So ziemlich genau ein Jahr später schmeißen sie nun den Nachfolger auf den maßlos übersättigten Markt. „Emergency“ lautet der Titel ihres zweiten Albums und deutet es bereits an: die Pigeon Detectives brauchen Hilfe! Denn sind es jetzt nicht nur Alkohol-und Beziehungsprobleme, die ihnen zu schaffen machen, nein, mittlerweile kämpfen sie mit den Tücken des tristen Star-Daseins und den tiefen Abgründen des unsäglichen Musiker- Ruhmes!
Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Die fünf aus Leeds kommen gewohnt rockig, energisch und melodisch daher und schütteln locker potenzielle Hits aus dem Ärmel. „This Is An Emergency“ poltert der die erste Single los und weist mit den voranstürmenden Gitarren und einem gefühlten Mitgröhlfaktor der Stärke 10 die Richtung für den Rest des Albums. Auf abwechslungsreiche Experimente muss der geneigte Musikfreund leider verzichten, bekommt zum Ausgleich aber zumindest flotte Unterhaltung mit hohem Spaßfaktor geboten. Einzig mit „Nothing To Do With You“ befindet sich in der goldenen Mitte des Albums ein schön zurückgehaltener, akustischer Schunkelsong mit Balladencharakter.
Fazit:
Wer bei den Pigeon Detectives tiefgründige musikalische Herausforderungen sucht, ist garantiert falsch. Denn eine nachhaltige Revolutionierung der (britischen) Popmusik ist hier natürlich nicht zu erwarten. Aber darum geht es auch nicht. Vielmehr geht es um ein gesundes Maß an amüsanter Unterhaltungskunst. Und ums Tanzen, natürlich. Und ist das nicht die eigentliche Essenz guter Popmusik? Die Pigeon Detectives haben das Popformat begriffen und verpacken es in eingängige Dreiminüter. Mit ihrem zweiten Album verzeichnen sie zwar keine großartige Weiterentwicklung, aber es reicht allemal um sich am reichbesternten Britpop-Himmel zu etablieren.
Anspieltipps:
• This Is an Emergency
• Keep On Your Dress
• Love You For A Day, Hate You For A Week
• Nothing To Do With You
• Everybody Wants Me (+ Bonustrack)
www.myspace.com/thepigeondetectives
kann sich den geheimen Kräften des Britpop auch nicht immer entziehen: Johanna Eisner
Auch der Beitrag konnte sich den Wahnsinnskräften nicht entziehen.