Band: These New Puritans
Album: Hidden
Herkunft: South-End Sea, UK
Mitglieder: Jack Barnett (Gesang), George Barnett (Bass), Thomas Hein (Schlagzeug), Sophie Sleigh-Johnson (Keyboard)
Klingt nach: Menschlichen Abgründen. Chaos, Zerstörung, Gefahr. Oder: dem was vom Post- Punk übrig blieb.
Zu Beginn trügt der schöne Schein. Sanft und friedlich schmiegen sich Fagotte und Hörner an die Ohren des ahnungslosen Hörers. So als wollten sie ihm flüstern: Hab keine Angst. Doch führen sie in die Irre.
Es erfolgt ein Schlag wie ein Sturz in die Tiefe. Flirrende Synthies verkünden Gefahr, Trommeln donnern und von irgendwo skandiert eine dröhnende Stimme: „we want war“. Fast siebeneinhalb Minuten geht das so. Der Hörer kämpft sich durch Gesangsfetzen, Kinderchöre, Schwertklingen und finstere Fagott- Arrangements.
„We want war“, die erste Single des Zweitwerks von „These New Puritans“ ist symptomatisch für das ganze Album. „Hidden“ klingt wie die zeitgenössische Vertonung eines hochdramatischen Kriegsepos. Eine Mischung aus Post- Punk, Klassik, industriellem Dark Wave und experimenteller Popmusik. Bereits auf ihrem Debütalbum „Beat Pyramid“ verfolgten die vier Briten den artifiziellen Ansatz des Post- Punk und experimentierten mit düsteren Klängen, kühle Schrammelgitarren und Beats. Auf „Hidden“ jedoch entblößen sie, was sich hinter der schön glänzenden Artpop- Fassade verbirgt: Abgründe.
Gitarren hört man keine. Keine einzige. Umso intensiver und offensiver sind dafür aber die Drums arrangiert. Ansonsten sind es Blech- und Holzbläser, ein Klavier sowie verzerrte Synthesizer, die die Gitarren ersetzen. Eine explosive Mischung, wie ein Tanz übers musikalische Minenfeld. Songs namens „We Want War“ „Three Thousand“, „Attack Music“ oder „Fire Power“ tragen ihre beängstigende Kriegsmetaphorik schon im Titel und auch die musikalische Umsetzung mutet ähnlich beunruhigend an. Über dem Hörer schweben Chöre, bedrohlich wie schwarze Wolken während aus der Tiefe Hörner bersten und Trommeln schlagen.
„Hologram“, ein beschwingter beatverzierter Pianopop-Song, hingegen wirkt im Vergleich dazu wie ein geschmeidiger Tanz auf elegantem Parkett.
Es endet, wie es beginnt: wohltuendes Geklimper, klassische Instrumentierung. Ouvertüre und Coda führen den Hörer sanft in den finsteren Traum hinein und holen ihn wohlbehütet wieder heraus. Sie umrahmen ein düsteres, bedrohliches, vor allem herausforderndes Album. Ein Album wie ein schwarzes Ungetüm: abstoßend und faszinierend zugleich. These New Puritans choreografieren auf „Hidden“ die Chronologie eines Albtraumes. Sie bringen Verborgenes ans Licht. Nur richtig hell wird es dabei nie.
Anspieltipps:
- White Chords
- Hologram
- Attack Music
- We Want War
fear of music: Johanna Eisner
Kriegsberichterstattung:
www.myspace.com/thesenewpuritans