Künstler: Vorsprung durch Technik
Album: The GIZMO Tapes
Mitglieder: Andreas Betten, Olaf Wollschläger
Herkunft: Deutschland
Musikrichtung: Eine Mischung aus Chill-Out, Elektro und Rock
Es gibt CDs, die hört man immer wieder und jedes Mal ist man auf’s neue überrascht, wie toll sie einfach sind (es sei darauf allerdings hingewiesen, dass dies ein äußerst seltenes Phänomen ist). Häufig kann man nicht mal fest machen, warum man nun eigentlich so begeistert ist. Und so ergibt sich als Musikredakteur ein großes Problem: wie kann man das Album seinen Hörern schmackhaft machen, wenn es einem selber schwer fällt die Scheibe zu beschreiben. Am liebsten würde der Rezensent dann einfach schreien: HÖRT EUCH DIE SCHEIBE SELBST AN UND ERFAHRT, WELCH GROßES MEISTERWERK HIER VOLLBRACHT WURDE!!! Aber das geht ja schlecht, denn schließlich verfehlte die Plattenkritik dann ihre Aufgabe.
Nun quäle ich mich also derzeit mit einer wunderschönen Platte namens „The GIZMO Tapes“ vom Elektroduo Vorsprung durch Technik herum, die einfach zu toll erscheint, um sie treffend zu beschreiben. Zum Glück gibt es handwerkliche Hilfsmittel...
Hilfsmittel Nr. 1.: Vergleiche
Da fallen mir gleich mehrere ein. Die Eröffnung „Movin’“ erinnert stark an das legendäre französische Duo Air, geradezu ein Ritterschlagvergleich für alle Bands in Richtung Chill-Out-Elektro. Und die Ähnlichkeit will während des gesamten Albums nicht verschwinden – und das ist gut so! „The Election Song“ versprüht eine Prise Goldfrapp und „Requiem for a Star“ hat leichte Anleihen zu den Gorillaz. Des Weiteren fühlt man teilweise einen Synthesizerhauch von Kraftwerk, eine Stimmmischung aus Depeche Mode und Johnny Cash und, nicht zu vergessen, die Glam-Rock-Gitarren-Attitüde à la The Ark. Die Klangteppichklöppelei nach Art von The Knife ist auch nicht zu verachten. Im Endeffekt stimmt aber dann doch alles wieder nicht. Vorsprung durch Technik bleibt einfach Vorsprung durch Technik. Mal davon abgesehen, dass die meisten Leser mit einem Feuerwerk der Vergleicheritis kaum etwas anfangen können.
Hilfsmittel Nr. 2: Die Soundbeschreibung
10 Titel bei 60 Minuten Laufzeit besagen eigentlich schon alles. Bis ins letzte Detail durchdachte und bewusst arrangierte Songs zwischen 4 und 7 Minuten Länge sind die Basis. Nix zum „Eben-Mal-Durchskippen“! Das gesamte Album lädt ein zu einer Reise in die Unendlichkeit. Sphärisch wabernde Synthesizerlines, überlagert von eingängigen Gitarrenmelodien im Akkustikgewand führen den Hörer zum Eingang der Traumwelt. Davor stehend, schubsen die einsetzenden Drums – mal aus dem Computer, mal reales Schlagzeug – den Unschlüssigen über die Schwelle. Dann ist es geschehen: Peter Pan ähnlich fliegt man durch gefüllte Klangwelten, die ergänzt durch Gitarrenriffs und eine eingängige, tiefe Märchenstimme unaufhaltsam auf ein furioses Ende hinsteuern...das große Finale! Psychedelische Elektrostörgeräusche lösen die Traumwelt auf und Hinterlassen den Gefangenen in einem Raum voll Nichts – aber mit einem wohligen Gefühl in der Magengegend. Schon kommt der nächste Song und vollbringt das gleiche. Auch diese Beschreibung angefüllt mit subjektiven Eindrücken und für manche nichts sagend...außerdem stößt es nahe an die Grenze zu schwülstigem Gesülze, was keiner lesen möchte. Aber ich habe zu meiner Verteidigung zu sagen: So fühlt sich „The GIZMO Tapes“ wirklich für mich persönlich an!
Was bleibt zum Schluss zu sagen? Ich habe es zumindest versucht...
Im Endeffekt löst nur eines diese Misere der Unbeschreibbarkeit: Scheibe kaufen und selber erleben – es lohnt sich!
Fazit:
Athmosphärisch und konzeptionell das beste Album, dass ich seit langem aus der Chill-Out-Elektro Richtung gehört habe. Wer die drei Alben von Air genossen hat, wird Vorsprung durch Technik lieben!
Anspieltipps:
- Movin’
- Esther
- The Election Song
- Trampoline
Audi-Liebhaber: Sebastian Schlegel
So hört sich „The GIZMO Tapes“ an -> der Beitrag