Band: Wavves
Album: King Of The Beach
Herkunft: San Diego, Kalifornien, USA
Mitglieder: Nathan Williams (Kopf, Herz und Stimme) zusammen mit der ehemaligen Rhythmusgruppe Jay Reatards – R.I.P (Billy Hayes am Schlagzeug, Stephen Pope am Bass)
Klingt wie: Beach Boys + Sex Pistols + Animal Collective = Beach-Punk mit Verzerrungs-, Filter- und Loopeffekten
Niemand verkörpert die rebellische Adoleszenz in der Musik so schön wie Nathan Williams, Kopf und Herz der Wavves. Dieser Junge aus San Diego hat so ziemlich alles was es braucht, um die desillusionierte Jugend auf ihrer Suche nach Lebensinhalten zu begleiten: Skateboard, Drogen, Kassettenrecorder und eine gute Portion Surf-Nostalgie. Dass Williams im Zeitalter der digitalen Musik sein Debüt in Eigenregie auf eine Kassette aufnahm, tat sein Übriges, um ihn in Internetkreisen bekannt zu machen.
Wir haben es nun dem Tatendrang und der Schaffenswut der Jugend zu verdanken, dass bereits das dritte Studioalbum in nicht einmal zwei Jahren Bandgeschichte erscheint: King Of The Beach. Mit diesem Album machen die Wavves und ihr kräftestrotzendes Ego deutlich, wem der Strand im Jahr 2010 wirklich gehört. Niemand klingt in seinem königlichen Größenwahn so überzeugend wie Nathan Williams: „You’re never gonna stop me / You’re never gonna stop me / King of the beach!“. Da können die Strahlemänner von den Drums ebenso wie die szeneironischen Surfer Blood einpacken: Nathan Williams ist nicht aufzuhalten! Bei den Beach Boys bedienen sich alle drei, die gleichzeitigen Einflüsse aus dem Punk geben den Wavves jedoch ihren ganz eigenen Klang.
Im Vergleich zu vergangenen Alben überzeugen auf King Of The Beach eine klare Produktion und eine weit größere Varianz unter den Songs. Noch immer sind die Klänge wunderbar verzerrt und der Noise-Ansatz ist nicht zu überhören, jedoch verschwimmen die Instrumente untereinander weniger und die Songstrukturen sind deutlicher herausgearbeitet. So lässt sich auch die Vielseitigkeit des Albums besser erkennen. Es mangelt nicht an regelrechten Beach-Punk-Hymnen voll von Energie, verzerrten Klängen und einem Chorus zum Mitsingen (King Of The Beach, Post Acid). An anderer Stelle überwiegt jedoch das vielschichtige Übereinanderlegen von sich ständig wiederholenden Soundfetzen getragen von einer Stimme, die aus dem Wasser zu kommen scheint (Mickey Mouse, Baseball Cards). Sehr gekonnt wird hier der Einfluss durch Bands wie Animal Collective verarbeitet.
Am Ende des Albums stehen dann sogar zwei Songs mit einem derart unschuldigen und vor kindlichem Charme sprühenden Gesang zusätzlich untermalt von fröhlichen Handclaps und Whistles, dass man kaum noch glaubt gerade ein Wavves-Album zu hören (Convertable Balloon, Baby Say Goodbye). Das episch lärmende Finale, in dem Baby Say Goodbye anschließend zusammenbricht vereint jedoch erneut die musikalischen Ansätze und verdeutlicht die Symbiose aus Noise und Pop, die King Of The Beach zu einem herausragenden Album macht.
Wenn adoleszenter Größenwahn so überzeugend und abwechslungsreich klingt, dann wünsche ich mir, dass uns das enfant terrible der Indieszene noch eine ganze Weile erhalten bleibt.
Anspieltipps:
- King Of The Beach
- Post Acid
- Mickey Mouse
- Baseball Cards
- Baby Say Goodbye
Rollt jetzt mit Wavves auf den Ohren die Hügel runter: Fabian Wörz
Den welligen Beitrag gib es hier
L’enfant terrible:
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