Band: Yacht
Album: I Believe In You. Your Magic Is Real
Mitglieder: Jona Bechtolt, ein Laptop, ein Bearbeitungsprogramm von Soundspuren
Herkunft: Portland, Oregon (Vereinigte Staaten von Amerika)
Klingt wie: elektronische Soundtüfteleien mit Popappeal.
Wenn schon der transsexuelle Devendra Banhart über Yacht sagt, er sei „megaphysical“, dann bekomme ich persönlich Angst und würde am liebsten schreiend davon laufen, bevor ich vom reißenden transzendalen Strudel hinfort gespült werde. Doch hätte ich dies getan, wäre ein sehr interessanter Mensch einfach an mir vorbei gelaufen.
Denn hinter dem Synonym „Yacht“ verbirgt sich der junge Beatbastler Jona Bechtold, welcher aus der Stadt Portland im nordamerikanischen Bundesstaat Oregon stammt. Als Symbol verwendet er einen schwarzen Anker auf weißen Grund, welcher in der Krone ein Herz trägt (Ähnlichkeiten zu dem Erkennungszeichen des Hamburger Bieres „Astra“ sind nicht zu leugnen).
Jona Bechtolt ist vielbeschäftigt. Denn er war nicht nur ein paar Jahre und zwei Alben lang eine Hälfte des Pop-Duos The Blow, wo er sich für die Beats und die Musik verantwortlich fühlte, nein, er bediente auch schon die Drums bei diversen Bands, wobei mir persönlich nur Devendra Banhart bekannt vorkommt. Außerdem ist er Mitbegründer einer in Portland verankerten Blog-Community, namens „Urban Honking“, wo er als Produzent, Schreiber und Kameramann tätig ist. Und so nebenbei hat er auch schon am The Portland Institute for Contemporary Art (PICA) eine elektronische Pop-Oper komponiert, zwei Alben als „Yacht“ und etliche Remixe von anderen Künstlern (u.a. Architecture In Helsinki) veröffentlicht.
Die Musik von Yacht kann man sich so vorstellen, dass eben Jona Bechtolt alleine auf der Bühne steht und ab und zu seinen Laptop bedient, auf welchen die Beats und Songstrukturen nacheinander ablaufen. Doch es ist mehr als das. Die Tracks sind wahre Soundtüfteleien. Mal sampelt er Kraftwerk, dann wieder jagt er dicke HipHop-Rhythmen („Drawing In The Dark“) durch die Lautsprecher, danach funkt es plötzlich gewaltig, und auf einmal bombt sich stumpfer Lärm den Weg frei, wie zum Beispiel in „It’s All The Same Price“. Außerdem fühlt man sich des Öfteren an Cameron Bird - dem Sänger von AIH – erinnert („It’s Coming To Get You“). Bei „Women Of The World“ bedankt sich Jona Bechtolt bei all seinen Mitstreitern und Unterstützern der vergangenen Jahre, in dem er sie ganz einfach nacheinander aufzählt und zwischendurch kurz stoppt, um den Beat zuwechseln.
Doch es darf konstatiert werden, dass unter diesen dreizehn Tracks zwei noch einmal herausragen, nämlich „The Magic Beat“ und „If Music Could Cure All That Ails You“. Denn diese bestechen durch freudige Eingängigkeit und reißen einen im positiven Sinn mit. Eben diese reale, unsichtbare Magie.
Fazit: Wer sich als Sympathisant von solch illustren Bands wie The Go! Team, Simian Mobile Disco und Architecture In Helsinki sieht, wird auch mit [der] Yacht gut durch den Strudel der Musikwelt schippern. Versprochen.
Für mich ist Yacht ein aussichtsreicher Kandidat für das Melt! Line-Up im Jahre 2008. Also führe ich die, von Sebastian Schlegel (ehemaliger Musikredaktionschef), ins Leben gerufene Aufforderung an die Organisatoren weiter:
Bitte, bitte, bitte, bitte!!! Liebe MELT!-Organisatoren, holt diesen genialen Soundtüftler zum nächstjährigen Festival!
Anspieltipps:
- The Magic Beat
- Platinum
- If Music Could Cure All That Ails You
- So Post All’Em
- It’s All The Same Price
der Blog zum Album: http://www.teamyacht.com/
Labelhomepage: http://www.marriagerecs.com
hat Angst vor Kreuzfahrtschiffen: Constantin Muhs
Wir glauben an dich. Der Magische Beitrag über Jona Bechtolt.