Es sollte die Tour zur Veröffentlichung des aktuellen Albums des Quartetts aus Halle/Saale werden, doch dann mussten Annisokay alle Termine mehrfach verschieben. Ein Jahr später konnte es nun endlich losgehen und mit einem kraftvollen Support durch Future Palace und Setyøursails zog man die Fans in die Clubs. Bei 15, oftmals ausverkauften Shows, präsentierte sich die Truppe um Bandchef Christoph Wieczorek nicht nur mit ihrer aktuellen Musik von ihrer besten Seite und heizten ihre Fans ordentlich ein. So auch im Hole44 am Sonntagabend des 29. Mai.
Future Palace machen den Kickstart
Der Einlass geht im neuen Hole44 im Berliner Stadtteil Neukölln zügig von der Hand und so darf sich Future Palace darauf freuen, mit ihrem melodischen Post-Hardcore vor geschätzt gut 300 Fans und damit einem fast vollen Club die heutige Party mit einem Heimspiel zu eröffnen. Die Stimmung ist von Anfang an mehr als gut und Sängerin Maria animiert die Menge immer wieder erfolgreich zum Mitsingen und Spaß haben. Vor allem mit neuen Songs ihres kommenden zweiten Albums Run (VÖ 10.06.2022) trumpften die Berliner auf und brachten den Club zum Beben. Ein extrem klarer und ausgewogener Sound rundete dabei den Genuss perfekt ab, solange man nicht im vordersten Bereich in der Nähe des Drumsets stand. Denn wie der Rest der Band hatte Drummer Johannes sichtlich viel Spaß und definitiv verdammt viel Energie, die er an die Fälle seiner Drums loswerden wollte. So war in seiner Nähe vom Rest der Band nicht mehr so viel zu hören, Spaß gemacht hat es trotzdem.
Nach etwa 25 Minuten näherte sich das Set von Future Palace dann auch dem Ende und mit Paradise, dem Opener des neuen Albums, gab man zum Schluss nochmal alles. Dieser Song über Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit und Hoffnung jedes Problem im Leben irgendwie meistern zu können, schien dem Trio einen extra Schub an Kraft zu geben, welcher auch direkt auf das Publikum übersprang. Mit einem zünftigen Moshpit und einer kleinen, aber den Club dennoch ausfüllenden Wall of Death endete das erste Set des Abends für den einen oder anderen Fan bereits leicht schweißgebadet.
Fotogalerie Future Palace
Setyøursails mit Handicap
Nach einem flotten Umbau gingen 20:50 die Kölner von Setyøursails ans Werk, die Vorarbeit von Future Palace fortzuführen. Hier muss man direkt Sängerin Jules eine Hochachtung aussprechen. Bereits zu Tourbeginn hatte sie sich einen Bänderriss zugezogen und kam nun mit Krücke auf die Bühne. Dies sollte aber ihrem Elan und dem der Band so gar keinen Abbruch tun und auch wenn Jules in ihrer Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt war, gab sie einfach alles - schon bald dann auch ohne Krücke. Auch bei Setyøursails stand dieses ein neues Album in den Startlöchern (Nightfall, VÖ 21.01.2022), welches die Setlist bestimmte. Mit kräftigem Post-Hardcore bis Metalcore heizte man die Menge noch weiter auf. Schnell gab es die ersten Moshpits und die Menge bedankte sich mit lautem Applaus nach jedem Song. Als kleines Highlight holte man sich zum Song Mirror Maria von Future Palace mit auf die Bühne, welche die Scream Parts übernahm und für ein paar Duett-Passagen sorgte - die Fans liebten es! Etwas ruhiger durfte es aber auch werden, als das Lady Gaga Cover Shallow aus A Star Is Born angespielt wurde. Es bedurfte keiner weiteren Überzeugungsarbeit, das Publikum war sofort dabei und sang kräftig mit. Leider endete auch dieses Set bereits nach etwa 30 Minuten und Setyøursails bedankten sich noch einmal bei den Fans für den großartigen Abend und bei Annisokay dafür, bei dieser Tour dabei sein zu dürfen - die Fans erwiderten mit langanhaltendem Applaus.
Fotogalerie Setyøursails
Annisokay - Endlich wieder zurück bei euch!
Von den Sets von Future Palace und Setyøursails schon ordentlich angeheizt, mussten die Fans nicht zu lange auf den Headliner des Abends warten. Kurz vor 22 Uhr betrat das Hallenser Quartett unter lautem Klatschen und Rufen die Bühne und legte mit Like A Parasite den ersten Kracher des Abends auf die Bretter, den die Menge direkt zum Kochen brachte. Auch wenn es die 15. und quasi letzte Show der Tour war, Gitarrist und Sänger Christoph war von der Stimmung im Club sichtlich angetan und durchaus auch etwas überfordert. Mit so viel positiven Feedback hatte die Band nicht gerechnet und bedankte sich dafür bei den Fans. Auch wenn der Abend ganz im Zeichen des aktuellen Albums Aurora stand, wurde eine komplette Bandbreite von Songs aus allen Alben gespielt. Der Sound war dabei wie auch bei den anderen Bands einfach perfekt, sehr detailliert abgemischt und genau die richtige Balance aus Lautstärke und treibenden Druck um zünftig feiern zu können. Schnell bildeten sich die ersten Moschpits und nachdem auch die ersten Crowd Surfer unterwegs waren, konnte Sänger Rudi Schwarzer es sich nicht nehmen lassen, sich selbst während Blind Lane in die Menge zu stürzen und aus der Crowd heraus den Song zu performen. Dass er dabei den Empfänger seines In-Ear Monitoring verlor, sorgte für einige Schmunzler unter seinen Bandkollegen und eine kurze Verschnaufpause unter den Fans, welche sich aber sogleich zu The Cocaines Got Your Tongue wieder ins Getümmel warfen. Ein besonderes Highlight war neben dem sehr gelungenen Albenmix dann noch die Performance eines Coversong. Annisokay nahmen sich Slipknots Duality an und performten diesen unter lauten erfreuten Rufen der Fans, welche auch kraftvoll Sänger Rudi mit ihren Kehlen unterstützen. Man muss aber auch gestehen, dass Rudi Schwarzer mit den etwas schnelleren Lyrics des Songs ein wenig seine Mühe hatte, wodurch der Song nicht so voluminös wirkte, wie er sein könnte. Der Stimmung schadete es allerdings keines Wegs. Ein weiterer Song, der es nicht auf ein Album, dafür auf die Setlist des Abends schaffte, war Time, welcher dann auch das Ende des Hauptsets einläuten sollte. Bevor dies mit Sky endete, zeigte sich Bandchef Christoph noch sehr dankbar bei der Crew der Tour, beim Club und natürlich auch bei den Fans, welche alle dafür sorgten, dass dies ein unvergesslicher Abend wurde. Natürlich ließen die Fans Annisokay nicht einfach so von der Bühne ziehen. Schnell wurden Rufe nach einer Zugabe laut, welche natürlich auch erfüllt werden sollten. Mit Coma Blue gaben Annisokay nochmal so richtig Vollgas und schlossen mit einem letzten amtlichen Abriss zu STFU ihre Aurora-Tour im Hole44 unter lautem und langanhaltendem Beifall der Fans ab.
So endete ein großartiger Konzertabend in einem sehr interessanten kleinen Club in Berlin, den man sich definitiv für weitere Events vormerken sollte. Es bleibt dabei noch etwas abzuwarten, ob der perfekte Sound des Annisokay-Konzerts den reinen Fähigkeiten des Sound Engenieers entsprang oder die neue Technik des Clubs dem Ganzen wohlklingend entgegenkam. Vermutlich eine Mischung aus beidem, was direkt Lust auf weitere Konzerte in dieser Venue macht.