In der Schwarzen Szene sind diese beiden Bands eine feste Größe, seit bald 30 bzw. 23 Jahren aktiv und haben sich in die Herzen der Fans gespielt: Diary Of Dreams und Diorama.
Die jeweiligen Köpfe hinter den Bands, Adrian Hates (Diary Of Dreams) und Torben Wendt (Diorama), haben mit ihren musikalischen und gesanglichen Stilen eine Fan-Basis aufgebaut die weit über die Grenzen Deutschlands oder Europa hinausreichen und welche auf gewisse Art schon lange mit einander verwoben war. Entdeckte man die eine Band für sich, stolperte man oftmals bald darauf über die andere und konnte sich dieser dann doch nicht so richtig entziehen. So einzigartig beide Projekte sind, so viele Ähnlichkeiten haben sie auch und ergänzen sich auf viele Weisen.
So erging es mir nun auch vor vielleicht 13 oder 15 Jahren, als ich Diary Of Dreams für mich entdeckte und mir die Stimme von Adrian Hates und vor allem deren Aura kaum mehr aus den Kopf ging. Als ich dann auch noch Diorama musikalisch kennen lernte, fragte ich mich sehr bald schon: Wann machen die beiden Herren mal gemeinsame Sache? Nicht nur mal hier, mal da, sondern so richtig. Ein gemeinsames Album, eine gemeinsame Tour. Das wär's doch mal.
Nun, die Bühne hat man immer wieder mal geteilt, aber so richtig hellhörig wurde ich dann 2016, als man zur gemeinsamen Coma Alliance Tour aufbrach und sich gegenseitige Gastauftritte bescherte. Ein Jahr später dann die Hiobsbotschaft in Form erster vage Postings in den sozialen Netzen: die Flagge Coma Alliance scheint weiterhin zu wehen, die Flaggenträger Adrian Hates und Torben Wendt lassen ihre Wege nicht länger kreuzen, sondern parallel laufen, ein gemeinsames Projekt könnte entstehen. Endlich, denkt sich der Fanboy in mir.
Ende 2018 war es nun soweit – die Coma Alliance veröffentlichten ihr Debüt Weapon Of Choice und die Tourankündigung folgte auf dem Fuße. Der Moment, worauf ich eine gefühlte Dekade gewartet hatte, wird endlich wahr. Das Album ist für mich sowas wie die perfekte Symbiose zweier musikalischer Welten, die mal recht weit auseinanderliegen und mal wie eineiige Zwillinge wirken. Somit war es für mich auch eine Selbstverständlichkeit, diesem Projekt am 26.01.2019 in Dresden in der Reithalle Straße E meine Aufwartung zu machen, freute mich auf gute, düstere, atmosphärische Musik und war gespannt wie das alles auf der Bühne wirken würde.
Bevor aber die Herren Hates und Wendt mit ihren Kollegen die Bühne für sich haben sollten, wurde es erstmal richtig elektronisch – In Strict Confidence waren als Support mit auf Tour und eröffneten den Abend.
Ebenfalls ein altes Eisen und in der Szene bekannt wie ein bunter Hund, legten die Musiker um Dennis Ostermann direkt einen ordentlichen Beat vor. Nur so richtig mochte die anwesende Menge noch nicht mitmachen. Ein weiterer Wehmutstropfen war Gitarristin Haydee Sparks, welche massiv den Anschein erweckte, mehr schmückendes Beiwerk zu sein, als ernsthaft die Saiten ihres Instruments zu bedienen. Man möge mich einen Ketzer nennen, aber leider klangen die angeschlagenen Saiten nicht nur einmal wie ein eher zweitklassiges Playback, vor allem dann, wenn ein offensichtlicher Anschlag früher zu hören war, als die Musikerin schwungvoll ihre Finger über´s Brett gleiten ließ. Aber so richtig stören ließ sich davon niemand und hier und da tanzte man zu den Beats von Synthi-Chef Jörg Schelte. Es brauchte dann trotzdem etwa das halbe Set, bis die kritische Masse der Tanzenden überschritten war und In Strict Confidence für eine locker fröhliche Stimmung beim immer mehr tanzenden Publikum sorgen konnten. Die Songauswahl war breit gefächert, ging vom aktuellen Album Hate2Love auch mal zurück ins Jahr 1997. Als die Band nach ca. einer dreiviertel Stunde ihr Set beendete und nach einer kurzen Verabschiedung die Bühne verließ, war die Menge hinreichend angefixt, so dass man unter lautem Applaus der Fans wieder auf die Bühne zurückkehrte und mit weiteren Songs die Stunde komplett machte. Gegen 21Uhr war dann das sehr solide Set von In Strict Confidence zu Ende und es wurde Zeit, die Bühne für den Gastgeber herzurichten.
Nach kurzem Umbau betraten nun Coma Alliance mit Unusual, dem Intro ihrer aktuellen Scheiben Weapon Of Choice, die Bühne und fesselten die Fans ab dem ersten Takt. Hier merkte man ganz klar den Federstrich Adrian Hates´ und fühlt sich auch direkt wie auf einem Konzert von Diary Of Dreams – Gänsehaut-Feeling inklusive. Als vokaler Einstieg wurde der Song Royd gewählt und das Set nun so richtig eröffnet.
Da nun Coma Alliance gerade erst ein Album veröffentlicht haben und dies auch lediglich eine Spiellänge von einer Stunde hat, wurde das Set mit einer ganzen Reihe an Songs sowohl von Diary Of Dreams als auch von Diorama erweitert. Dabei wurden die Songs an die musikalischen Gegebenheiten angepasst, da ja z.B. Diary Of Dreams normalerweise mit Schlagzeug arbeiten, Coma Alliance aber nur auf E-Gitarren und Synthesizer setzt. Die Menge erfreute es umso mehr, Songs aller drei Projekte kredenzt zu bekommen. Überhaupt war die Stimmung in der sehr gut gefüllten Reithalle einfach perfekt, der Sound passte, die Menschen tanzten oder sangen mit und die Band war sichtlich erfreut über den enormen Zuspruch und darüber, dass es auch unter ihren Fans welche gibt, die jedes Konzert der Tour besuchten. Torben Wendt war über diesen Zustand so sehr angetan, dass er sich zu der Aussage hinreißen ließ „Als Newcomer vor so vielen Leuten spielen zu dürfen, ist schon ein ganz schönes Brett.“ Ja klar, Newcomer… Mit 20 Jahren Erfahrung in der Szene und einer hinreichend großen Fan-Basis. Beim Anblick der unzähligen Diray Of Dreams oder Diorama Shirts und Pullis um mich herum, fragte ich mich schon fast, ob es überhaupt irgendeinen alten Fan gibt, der die Entwicklung der Coma Alliance verpasst hat.
Nun aber zurück zum Set. Über die Spieldauer von fast zwei Stunden verteilt, wurde annähernd das gesamte Album Weapon Of Choice gespielt. Es fehlten lediglich die Songs Trip Job und Finsta. Dazwischen wurden Songs wie Endless Nights, Retaliation oder Son Of A Thief von Diary Of Dreams, bzw. Ignite, Kein Mord, Child Of Entertainment von Diorama angestimmt, welche das Set auf wundervolle Weise abrundeten und von den Fans mit Jubel und Applaus aufgenommen wurden.
Nach etwa anderthalb Stunde neigte sich das Konzert dem Ende und mit Ca2 verließ man die Bühne. Nur um unter viel Applaus auch direkt wieder zurückzukehren und eine erste Zugabe von zwei Songs aus dem Repertoire von Diary Of Dreams und Diorama zu spielen. Den Fans reichte das aber definitiv nicht und so gab es noch eine zweite Zugabe mit zwei Songs der Coma Alliance. Den Abschluss dieses wundervoll düsteren und atmosphärischen Sets machte aber ein alt bekannter Song, welcher irgendwie auf keinem Konzert von Adrian Hates fehlen darf: Traumtänzer. Die Fans dankten es mit einem textsicheren Chor und zauberten den Herren Hates und Wendt ein dankbares Lächeln ins Gesicht, welche irgendwann einfach nur noch ihre Mikros in die Menge hielten. So endete ein großartiges Konzert wie es angefangen hat – mit einer ordentlichen Portion Gänsehaut und dem wohligen Gefühl der musikalischen Heimat im Bauch.