Fotogalerie MTV Headbangers Ball Tour 2019
Die MTV Headbangers Ball Tour ist fast schon eine Art Institution im Konzertkalender eines jeden Jahres geworden - obwohl gerade erst in ihrer vierten Ausgabe unterwegs. Für gewöhnlich stark in Richtung Thrash, Groove oder Death Metal ausgerichtet, spielten bereits Bands wie Ensiferum, Max & Iggor Cavalera, Over Kill, Insomnium oder Sodom beim MTV Headbangers Ball. Dieses Jahr sollte diese Liste um weitere Bands der härteren Stilrichtungen des Heavy Metal ergänzt werden.
Mit Kataklysm ist dieses Jahr die erste Bandwiederholung im Line-Up des Headbangers Ball, diesmal aber als Headliner dabei, und weckt damit schon mal recht hohe Erwartungen an den Abend. Unterstützt werden die Kanadier von Fleshgod Apocalypse aus Italien, Whitechapel aus Tennessee und Dyscarnate aus England. Beim lesen des Line-Ups läuft einem als Freund der gepflegten Doppelschnelltrommeln schon fast der Sabber im Mund zusammen und man fängt direkt erstmal an, seine Nackenmuskeln geschmeidig zu bekommen.
Der Abend mit Kataklysm fängt bereits 18:30 Uhr im Felsenkeller in Leipzig an – recht früh, aber es stehen ja auch vier Bands diesen Abend auf dem Programm. Es ist daher nicht so sehr verwunderlich, dass der Saal noch faktisch leer ist. Vielleicht 200 Leute tummeln sich an der Bar, am Merch-Stand oder vor der Bühne. Sie wirken in dem Saal, der ca. 1700 Leute fassen könnte, etwas verloren. Dennoch fühlt sich die Situation für einen Tourauftakt ein wenig merkwürdig an und man stellt sich schon etwas die Frage, ob die Location nicht etwas zu groß gewählt oder gefordert wurde.
Pünktlich 18:30 Uhr stehen dann auch Dyscarnate auf der Bühne und stellen ab dem erst Takt eine massive Wand aus Riffs in den Raum, die nur noch vom brachialen Kick der Double Bass getoppt wird. Die kleine Schar der Anwesenden geht auch direkt in die Vollen. Der Headbangers Ball ist eröffnet und macht seinem Namen alle Ehre. Die Aufwärmphase für die Nackenmuskeln dauert etwa eine halbe Stunde bevor die Engländer unter lautem Applaus ihr Set beenden und man viele erfreute Gesichter im Publikum sieht. Für viele dürfte der Auftritt der Engländer eine recht positive Überraschung gewesen sein, sind diese nun nicht gerade oft auf deutschen Bühnen vertreten.
Als zweites betreten nach kurzer Umbaupause die Italiener von Fleshgod Apocalypse die Bühne und setzen mit ihrem Technical Death Metal das von Dyscarnate vorgelegte Tempo einfach fort. Der Saal hat sich zwischenzeitlich noch ein klein wenig gefüllt. Aber auch die Italiener scheint es nicht zu stören, dass die Fangemeinde überschaubar, dafür umso aktiver ist. Ganz im Gegenteil, man hat doch sichtlich seinen Spaß und erntet für jeden Song immer wieder ordentlich Applaus. Besonders die Auftritte von Sopranistin Veronica wurden euphorisch bejubelt. Und so spielt man sich energisch durch das Set, welches das aktuelle Album Vulcano im Fokus hat und lässt das Publikum weiter seine Haare kreisen bevor man den Staffelstab an Whitechapel übergibt.
Die Herren aus Tennessee sind am heutigen Abend ein wenig die stilistischen Ausreißer, bewegt man sich doch eher im Deathcore. Das führt leider zu einer gewissen Spaltung des Publikums. Während vor der Bühne schnell der erste Moshpit tobt und ringsum die Haare fliegen, stehen eine ganze Reihe an Besuchern etwas Abseits im hinteren Teil des Saals und schauen dem Treiben ein wenig skeptisch zu. Dennoch tut dies der Stimmung keinen Abbruch. Die Band und die Fans feiern ausgiebig und man zelebriert auch hier neues Material vom aktuellen Album The Valley, welches Anfang des Jahres erschien. Von harten Riffs, schnellem Trommelfeuer und Core-typischen Breakdowns unterstützt, arbeitet sich Frontmann Phil durch das Set und animiert das Publikum erfolgreich noch mehr Gas zu geben bevor auch Whitechapel verdienterweise mit lautem Applaus nach etwa 40-Minütiger Spielzeit die Bühne verlassen.
Nun wird es langsam Zeit für den Headliner des Abends. Kataklysm sind ja in erste Linie bekannt dafür, die Menge komplett ausrasten zu lassen und Clubs amtlich abzureißen. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit spielt man seit Jahren immer wieder gern im Leipziger Hellraiser und sorgt für ein ausverkauftes Haus. Heute wird die Nummer für die Kanadier etwas schwieriger. Immerhin die Secruity kann sich entspannt zurücklehnen. Einen von Frontmann Maurizio gern heraufbeschwörten Secruity-Stresstest brauchen sie heute nicht befürchten. Dafür ist dann doch noch viel zu wenig los im Felsenkeller, auch wenn das Publikum mittlerweile vielleicht 450 oder 500 Leute zählt.
Als Kataklysm die Bühne betreten, hat sich das komplette Publikum vor der Bühne versammelt und begrüßt die Kanadier mit lauten Rufen, Pfiffen und Applaus. Nur einzelne Besucher stehen auf dem erhöhten Säulengang oder noch etwas weiter hinten im Saal. Auch Kataklysm legen mit dem ersten Riff ein gehöriges Tempo vor. Doch auch wenn die Menge amtlich am moshen ist, ist Maurizio Iacono über den leeren Saal nicht wirklich erfreut und legt in seinen Moderationen eine gewisse sarkastische Ader an den Tag: „Ich kann mich noch sehr gut an Leipzig erinnern, aber das war in einem anderen Club, das war im Hellraiser und da sind Fans komplett eskaliert.“, fordert er die Menge auf, es auch heute ordentlich krachen zu lassen. „Ich habe 2000 Leute erwartet, also seid so laut wie 2000 Leute“ ruft er in den Saal und die Menge liefert. Man erlebt es selten, dass so ein ungewollt familiäres Konzert so stark vorwärtsgehen kann und auch Frontmann Maurizio ist von der Reaktion der Fans angetan. So spielen auch Kataklysm mit voller Energie ihr Set quer durch ihre Diskographie, aber auch mit Fokus auf Meditations, dem aktuellen Album aus dem Jahr 2018. Nach etwa einer Stunde Spielzeit, die für so manchen im Saal etwas zur kurz scheint, ist das Konzert von Kataklysm etwas abrupt zu Ende. Trotz vieler lauter Zugaberufe verlässt die Band nach kurzer Verabschiedung und einen Dank an die treue Fangemeinde die Bühne und hinterlässt viele freudige und etwas erschöpfte Gesichter.
Dieser Abend dürfte allen beteiligten lange im Gedächtnis bleiben, sei es, weil es einfach ein verdammt gutes Konzert, oder eine etwas merkwürdige Situation mit der kleinen Besucherschar in dem großen Saal des Felsenkellers war. Dafür haben aber alle das Beste daraus gemacht und hatten jede Menge Spaß – und das ist doch am Ende irgendwo auch das wichtigste!