„We don’t know why we’re so huge, but we’re very accepting of it“ beschreibt Dave “Brownsound” Baksh 2024 den unwahrscheinlichen Erfolg seiner kanadischen Rockband Sum 41.
Tatsächlich hätte kaum jemand den vier auf Krawall gebürsteten Teens in den 90er Jahren bescheinigt, einmal ganze Stadien zu füllen, als sie ihre Demos auf einer Videokassette an die Labels verschickten um aus den vielen aufstrebenden Pop Punk-Bands herauszustechen. Auf die Tracks legten die damals 19-jährigen eine Videoclipcollage voller Pranks, Actionfilmparodien und anderen Späßen, aufgenommen mit dem elterlichen Camcorder. Die Idee fruchtete: Labels wurden aufmerksam, rissen sich schon bald um die junge aufmüpfige Band und nach einer ersten EP erschien bereits 2001 das Debütalbum All Killer No Filler, das nichts anderes als den Durchbruch bedeutete für Frontmann Deryck Whibley, Drummer Steve Jocz, Bassist Cone McCaslin und Gitarrist Dave Brownsound.
Das Album erreichte Platinstatus in Kanada, den USA und Großbritannien. Die beiden Singleauskopplungen In Too Deep und Fat Lip sind noch heute die meistgestreamten Spotify-Tracks der Band, die dazugehörigen Musikvideos ebenfalls Pop-Punk-Kult.
Und die Gruppe legte unermüdlich nach, schärfte mit den nächsten Alben ihren eigenen Sound, scheinbar bemüht, sich vom mittlerweile zunehmend poppigeren Pop Punk abzugrenzen. Nach einer eskalierten Wohltätigkeitstour durch den Kongo, bei der die damals 23-Jährigen von UN-Soldaten evakuiert werden mussten, erschien das bisher härteste Werk von Sum 41: Chuck.
Benannt nach Charles “Chuck” Pelletier, der die Evakuation leitete, ist das Album zusammen mit dem 2011 erschienenen Screaming Bloody Murder ein Fan-Liebling - wahrscheinlich auch wegen der rohen Energie, die den Songs dieser beiden Platten innewohnt. Chuck Pelletier erhielt für diese Tat übrigens eine Tapferkeitsmedaille.
Über die Zeit stießen Tom Thacker, Leader der Punk Rockband Gob, und Frank Zummo von Street Drum Corps zu Sum 41 und ersetzten zunächst die beiden Gründungsmitglieder Steve Jocz und Dave Brownsound. Letzterer sollte nach 9 Jahren Pause wieder zur Band stoßen.
Vollkommen anlasslos kam diese Wiedervereinigung allerdings nicht. Infolge seines Alkoholkonsums mit starken Nieren- und Leberschäden konfrontiert, beschloss Deryck Whibley 2014 nicht nur sein Trinkverhalten fundamental zu verändern, sondern im Vertrauen auch wieder Kontakt zu seinem ehemaligen Gitarristen zu suchen. So kam es für die überraschten Fans ein Jahr später aus dem Nichts, als für das Solo von In To Deep plötzlich ein gewisser Dave Brownsound auf die Bühne der US-amerikanischen AP Awards gerufen wurde.
Der Rest ist, wie man platitüdenhaft sagt, Geschichte. Es folgten mehrere Touren und insgesamt drei weitere Studioalben auf die bisherigen fünf. Das aktuelle und wohl letzte Studioalbum der scheidenden Pop Punk-Ikonen Heaven :x: Hell erschien am 29. März 2024 und bildet als Doppelalbum das ab, was Sum 41 ausmacht: Pop Punk mit klaren Nu- und Heavy Metal-Einschlägen. Auf “Heaven”-Seite 1 mehr Pop Punk, auf der “Hell”-Seite eher Metal. Die fulminanten Schlussakkorde kamen bei Kritiker*innen wie Fans gut an. Die Lead-Single Landmines erreichte sogar Platz 1 der Alternative Airplay Charts, wodurch Sum 41 nun Rekordhalter der größten Zeitspanne zwischen zwei Nr. 1-Platzierungen in diesen Charts sind. Zuletzt hatte die Band mit Fat Lip 2001 diese Erfolgsmarke erreicht.
Die neue Hitsingle wartet nun darauf, mit dem Besten aus 25 Jahren Sum 41 im Rahmen der Tour of the Setting Sum abgefeiert zu werden, an deren Ende die laut Noel Gallagher “shittiest band of all time” im Februar 2025 schließlich aufgelöst wird.
Für den Leipziger Teil der Abschiedstournee am 8.11.2024 in der Quarterback Immobilien-Arena gibt es noch Tickets via eventim. Weitere Konzerte im deutschsprachigen Raum spielen Sum 41 im November in Berlin, Hamburg, Dortmund, München und Wien.